Innsbruck wird in vielen Reiseführern beschrieben – doch leider beschränken sich diese auf die
Wiedergabe eines Bildes, dass man so gar nicht wahrnimmt, wenn man die Stadt besucht. Zu
vieles hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert – wie auch manches erstaunlicherweise
konserviert wurde. Dieses Büchlein will keine erschöpfende Auskunft über diese Stadt bieten –
nein – es ist vielmehr begleitende Reiselektüre, die dem geneigten Leser etwas des Heimatgefühls
vermitteln will, welches wohl ein langjähriger Einwohner dieser Stadt haben mag:
Nach kaum eineinhalb Stunden Fahrzeit kann man von München, Bozen oder Salzburg aus die
Alpenstadt Innsbruck erreichen. Die knapp 300.000 Einwohner große Stadt liegt umrahmt von
einer spektakulären Bergkulisse in der Mitte des Inntals – an der Einmündung der Sill in den Inn.
Schon viele Reisende haben diese Stadt beschrieben und dementsprechend lang liest sich die Liste
prominenter Besucher in den alteingesessenen Innsbrucker Gasthäusern –wie zum Beispiel dem
goldenen Adler.
So mondän sich aber die Stadt nach außen hin präsentiert, so provinziell wirkt der ersten Eindruck
auf jeden Besucher. Tatsächlich entpuppt sich die weltbekannte Stadt – in der immerhin drei
Olympische Winterspiele abgehalten wurden – als liebenswerte, fast schon bäuerlich geprägte,
„Großstadt“.
Wohl die schönste Art, in der Stadt anzukommen, ist die spätnachmittägliche Fahrt mit dem
Schnellzug von München über Garmisch. Man nähert sich hier der Stadt direkt von der
Bergkulisse – aus der Nordkette – kommend und schwebt allmählich über die Vororte Kematen,
Völs und Kranebitten auf den Grund des Talbodens.
Anschließend vollführt der Zug noch eine Ehrenrunde um die Stadt herum und fährt in den
funktionellen- aber nichts desto trotz etwas lieblos wirkenden Bahnhof ein.
Dort fallen dem Besucher in der Bahnhofshalle bereits zwei Ungetüme von Wandgemälden auf,
die ein bekannter Tiroler Maler (Weiler) zur Erinnerung an gewisse historische Schlüsselstellen der
Innsbrucker Entwicklung gemalt hat. Eines der Gemälde nimmt indirekt Bezug auf das Gelände,
durch das man vor kurzem noch von Garmisch kommend mit der Bahn fuhr – nämlich zu den
Jagdabenteuern des Kaisers Maximillian, dem unter anderem auch in einer Halbhöhle der
Martinswand gedacht wird.
Die Bahnhofsplätze Europas sind wohl immer ähnlich - und Innsbruck macht da keine Ausnahme.
Man sollte sich davon nicht abschrecken lassen. Beeindruckend ist immerhin die Betriebsamkeit
des Platzes in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag – wenn der Berufsverkehr den
Platz füllt und einen nicht Abreißen wollende Kolonne von Straßenbahnen ebenso wie die
Unterführungen des Bahnhofs ohne Unterlass Menschenmassen ausspeien oder verschlucken. Am
Sonntag herrscht dagegen oft bis in die Mittagszeit öde Stille – und man hört nur das Zwitschern
der Vögel in den Baumkronen der Alleen der Brunecker und Salurnerstraße, die in den Platz
einmünden.
Die Innsbrucker
Es ist schwer „Die Innsbrucker“ zu beschreiben – ist doch die Stadt durch Zuzug aus allen
Landesteilen stets ein kleiner Schmelztiegel gewesen. Innsbruck ist jedenfalls, wie jeder Besucher
unschwer erkennen wird, eine bemerkenswerte Mischung aus klischeehafter alpenländischer
Engstirnigkeit und mediterranem Laissez faire. Das sieht man auch bei der Stadtentwicklung
insgesamt – den nur selten wurde zu Ende gedachtes auch zu Ende gebaut. Und das was zu Ende
gebaut wurde, ist oftmals nach kurzer Zeit lustlos beiseite gelegt worden und der Vergessenheit
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anheim gefallen – wie z.B. die Reste der Hungerburgbahnen die in den Weinbergen oberhalb von
St. Nikolaus seit Mitte der Dreißigerjahre verfallen.
Fragt man Innsbrucker nach ihren Einschätzung der Stadt, so werden meistens Olympische Spiele
und das Goldene Dachl strapaziert. Da hat sich wohl in den letzten hundert Jahren kaum etwas
geändert. Man sieht sich als Sportstadt, die quasi als Garnierung etwas Kultur draufgibt, wobei
letztere oftmals lediglich dumpfe Nachahmung ist. Dass dem bei näherer Betrachtung nicht so ist,
werden uns noch einige Details zeigen. Das offizielle Innsbruck sieht das aber nicht so. Fast meint
man, es schäme sich seines noch immer sehr regen kulturellen Lebens abseits von Landestheater
und Brauchtumsgruppen.
Nun zurück zu den Einwohnern – wie schon die Lage der Stadt vorgibt, leben nicht wenige ihrer
Einwohner von allen Formen des Handels. Darüber hinaus ist die Stadt Verwaltungs- und
Schulzentrum. Liest man die örtlichen Zeitungen, so werden bald zwei wesentliche Lager
erkennbar. Eine hoch gebildete Schicht von Lehrern und Verwaltungsangestellten auf der einen
Seite und auf der anderen Seite eine beträchtliche Gruppe von Händlern, Gewerbetreibenden und
Handwerkern, die sich letztendlich aber alle als Händler sehen. Man unkt, dass sich nicht zuletzt
deshalb die Stadt praktisch in all ihren Unternehmungen größerer Tragweite oftmals selbst
blockierte. Es gibt da sicher einige Lichtblicke, von denen die Stadt zehrt - z..B. die Regierungszeit
von Bürgermeister Greil in der praktisch der Grundstock dessen geschaffen wurde, was eine
moderne Stadt ausmacht. Leider haben manche Amtsnachfolger versucht, dieses
Errungenschaften wieder rückgängig zu machen – immerhin bleibt aus dieser Zeit das Grundnetz
des Städtischen Nahverkehrs und der Kanalisation wobei letztere sicher intensiver gepflegt wurde.
Die etwas unglückselige Lagerbildung reicht tief in die Geschichte der Stadt – ja fast in die Zeit
ihrer Gründung – als der kleine Landflecken der Altstadt von den Grafen Andechs dem Stift
Wilten abgekauft wurde. Die Konstellation hatte aber auch manchen indirekten Vorteil. So wurden
z.B. zur Zeit der großen Hexenprozesse die Mönche Sprenger und Insistoris nach kurzem
„Wirken“ aus der Stadt geworfen. Nicht etwa, weil man sich der unschuldig als Hexen verfolgten
Menschen erbarmte, sondern weil die Kaufmannschaft schnell merkte, dass Hexenprozesse
schlicht und ergreifend schlecht für das Geschäft sind.
Innsbruck in der Welt – Partnerstädte
Das Verzeichnis Innsbrucker Partnerstädte ist international gewichtig. Es finden sich Metropolen,
wie die großen Handelsstädte Freiburg oder Sarajevo darunter. Aber auch Kleinstädte, wie die
Künstlermetropole und Universitätsstadt New Orleans oder das schneereiche Johannesburg. Zu
Letzteren sind aber die Beziehungen etwas eingeschlafen. Man hofft aber, dass insbesondere nach
Fertigstellung der Äthiopischen Südbahn die Beziehungen zu Johannesburg weder enger werden
könnte.
Besonders der georgischen Hauptstadt T´bilisi verdankt Innsbruck viel – half doch diese
Beziehung über manche Versorgungsengpässe mit Grundstoffen in der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts hinweg. Das ist auch mit ein Grund, dass auffällig viele Straßenbezeichnungen nach
georgischen Persönlichkeiten der jüngsten Geschichte zu finden sind. Die zwei katholischen St.
Georgskirchen in Innsbruck sind dagegen ein netter Zufall – auf den aber georgische Landsleute
immer gerne hinwiesen. Der Weinanbau in und um Innsbruck – und das ist wohl eine
Besonderheit – ist nur teilweise auf das Überschwappen der Südtiroler Anbaugebiete
zurückzuführen (den dieses gilt tatsächlich nur für das Oberinntal): Vielmehr werden hier
georgische Weinbautechnik in hohem Maße umgesetzt und auch die Sorten von dort angebaut.
Das hat zur Folge, dass auf den Etiketten örtlicher Produzenten oft sehr exotisch anmutende
Sorten zu finden sind.
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Innsbruck ist aber durch diese Partnerbeziehung auch zu einem wichtigen Tor nach Südosteuropa
geworden: Der Pontische Express verkehrt täglich in einem knappen Tag über Lienz – Lubljana –
Sarajevo – Sofyia – Konstantinopel – Trabzon nach T´bilisi.
Natürlich ist der Innsbrucker Bahnhof auch darüber hinaus ein Verkehrsknotenpunkt wie eh und
je. Da allerdings Innsbruck für die meisten innereuropäischen Strecken Zwischenhalt ist, halten
vor allem lange Verbindungen wie z.B. der bekannte Noro (Trondheim - Rom), der Schellzug Kyle
of Lochalsh – Kalamta oder der wöchentlich einmal über Innsbruck verkehrende Lisboa -
Petersburg Express in Innsbruck nur mitten in der Nacht. So trifft sich in den kahlen Hallen des
Innsbrucker Hauptbahnhofs oft mitternachts die Welt, während die meisten Innsbrucker friedlich
schlummern.
Stadtrundgang
Vom Bahnhof lässt sich bereits ein Überblick über die wichtigsten historischen
Sehenswürdigkeiten gewinnen. Geradewegs über die Meranostraße und den Rudolfsplatz mit
seinem im grünen Dämmerlicht der Bäume stehenden Brunnen betreten wir die Maria-
Theresienstraße – die Prachtstraße Innsbruck. Es handelt sich dabei um eine Art Anger - in der
Raumbildung den Plätzen anderer Inn-Salzachstädte nicht unähnlich - der großteils von barocken
und neubarocken Stadtpalästen umbaut ist. Inmitten des Angers steht die Annasäule – ein
barockes Denkmal, an dessen Stufen sich an den häufigen warmen Tagen vor allem die
Innsbrucker Jugend trifft. In der Theresienstraße herrscht fast immer geschäftiges Treiben – sei es
nun, wenn im Morgengrauen die Wagen der Botendienste für die Geschäfte der Innenstadt
rangiert und abgeladen werden oder aber zur Mittagszeit, wenn sich die zahlreichen Gastgärten
füllen. Am schönsten ist die Straße aber sicher am frühen Nachmittag. Dann leert sich der Raum
und wird erst als Platz wahrnehmbar. Durch die dann besser sichtbaren Sockelpartien der
prächtigen Bauten gewinnt das Ensemble an stiller Würde – die es sonst eigentlich nicht ausstrahlt.
Wenn wir der Straße weiter nach Norden folgen, passieren wir das Rathaus (mit einer etwas
desolaten aber sehr romantischen efeuumrankten Geschäftspassage, die von dort zum Adolf
Pichlerplatz führt), die Spitalskirche und betreten nach der Querung des „Grabens“ (der verlauf
der alten Stadtmauer) die Altstadt und damit das wahre Herzstück des historischen Innsbruck –
Herzog Friedrichstraße und das etwas abgeblätterte Goldene Dachl. Die Altstadt Innsbrucks ist
zwar klein – kann aber mit vielen eigentümlichen Häusern aufwarten. Die Stadt wurde gegründet.
Das Straßensystem ist also nicht wirklich verwinkelt. Trotzdem laden die Straßen zum bummeln
ein. Im nördlichen Teil der Altstadt gelangt man zum Dom und zur Hofburg. Zwischen Domplatz
und Hofburg führt südlich des Domes ein schmaler Durchgang auf den Rennweg. Wir stehen nun
an seinem südlichen Ende, das einerseits von der Hofburg und anderseits von Theater und
Stadtsaal eingerahmt wird. Dazwischen erhebt sich die markante Hofkirche (Wenn man bis zum
Beginn der Kastanienallee nach Norden geht, kann man über der Kirche bereits die Spitzen der
Serles – auf die der Rennweg ausgerichtet ist – sehen).
Wir wandern nun an der Hofkirche und Volkskunstmuseum vorbei bis zum Karl Rahner Platz.
Dort steht die Jesuitenkirche als Kern der Theologischen Universität der Stadt Innsbruck. Von
dieser gelangt man über einen Durchgang in die Museumsstraße und zum Landesmuseum
Ferdinandeum. Die wertvollen historischen Sammlungen haben großteils die Kaufwut arabischer
und indischer Kunstsammler überstanden – es war eben nicht zu viel weltbekanntes dabei. So
kann man immer noch den kleinen Rembrand im Original betrachten – wohl den letzten der in
Europa noch zu finden ist. Besuchenswert ist aber vor allem die Sammlung Tiroler Kunst zwischen
1900 und 2080.
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Das eingangs erwähnte Volkskunstmuseum bietet Einblicke (die Traktorsammlung ist in der
Dependance östlich des Hofgartens zu bestaunen) in die z.T. technisch aufwendige Ausstattung
der Landwirtschaft anno 2000.
Die Horte der Wissenschaft
Die Meinung, dass die in der Raumfahrt allgegenwärtige –bis jetzt aber aus ethischen (wohl eher
finanziellen) Gründen nur für Materialtransporte eingesetzte- energieaufwendige Teleportation in
Innsbruck entwickelt wurde, mutet zuerst abenteuerlich an. Denn wo hätte man in Innsbruck an
so etwas forschen sollen. Tatsächlich hatte aber Innsbruck ehemals neben der theologischen
Fakultät und der Alpinen Kunstakademie auch eine umfangreiche Natur und
geisteswissenschaftliche Universität, die teilweise Weltruf hatte. Der geschichtsträchtige Boden für
die oben genannte Erfindung steht auch heute noch. Die Anlagen der naturwissenschaftlichen
Fakultät wurde aber im Lauf der Jahre von der Landesgewerbeschule okkupiert. In einem der
Laborsäle befindet sich eine Gedenktafel, die an den dort wirkenden weltbekannten Professor
Zeilinger erinnert.
Religon
Tim Oudebrek, der bekannte Jesuitenprediger, hat in einer in Innsbruck wohl nicht als sehr
schmeichelhaft empfunden Predigt festgestellt, Innsbruck glaube nicht, sondern lasse glauben. Er
meinte das in Bezug auf die stark frequentierte weltweit bekannte theologische Universität die in
krassem Gegensatz zu den spärlich besuchten Kirchen der Stadt stehe. Es scheint aber, dass er
Innsbruck unrecht getan hat, denn die Volksfrömmigkeit ist hier schon durch den starken
ländlichen Bezug ausgeprägt. Sicher ist es aber so, dass das eine eher pragmatische und frei von
allen extremen Ansprüchen gelebte Religiosität ist. Das viel beschworene „Salz der Erde“ sind die
Innsbrucker wohl nicht. Es gibt aber viele liebevoll gepflegte Wallfahrtsorte in und um die Stadt,
wie Heiligwasser, Höttingerbild, Zuflucht der Sünder oder Absam. Doch nicht nur solche
geschichtlich tief verankerten Orte sind zu finden. Es gibt im Stadtgebiet Kapellen neueren
Datums u.ä., wie z.B. das Marterl nahe des Pradler Hallenbads, das am Ort eines heimtückischen
Mordes errichtet wurde und in dem kaum ein Tag vergeht, an dem nicht mehre Kerzen
angezündet wurden.
Durchwandert man das Stadtgebiet von Innsbruck, so meint man sich (im Gegensatz zu Fulpmes)
in einer rein katholischen Stadt zu finden. Tatsächlich gibt es aber erstaunlicherweise gerade hier
eine Kirche der in ihrem Stammland vertriebenen Mormonen. Auch einige Moscheen finden sich –
allerdings in einer architektonisch höheren Qualität als im Umland – großteils von
zeitgenössischen Architekten errichtet.
Der Zusammenbruch der Scientology-Kirche ging an Innsbruck vorüber. Sie hatte dort nie richtig
Fuß gefasst - obwohl man immer unterstellte, dass in einer derartig sportlich und damit wohl
zwangsweise leistungsorientierten Stadt eine guter Nährboden für eine solche Gemeinschaft sein
sollte. Die Wörgler Flagellantenbewegung bliebt ebenso, wie die Telfer Pietisten (Telfs ist ein
kleines Dorf nahe von Oberhofen) auf das engere Umfeld beschränkt und konnte nie nach
Innsbruck überschwappen.
Insofern ist man erstaunt, zu hören, dass die Tiroler Heimholungsbewegung von
Landeshauptmann Jordan, einem gebürtigen Innsbrucker, in die Wege geleitet wurde. Doch das
hatte rein technische Gründe und war nicht religiös motiviert. Nach dem Exodus der Bevölkerung
aus den großen, jedoch nur von Straßen erschlossenen Seitentälern des Inntals, entschloss sich
Jordan russische Hutterer in Orten, wie Seldes oder Alpbach anzusiedeln. Nur von einigen
Gemeinschaften wurde dieses Angebot angenommen. Erstaunlicherweise zeigten aber einzelne
expandierende Amishgemeinden Interesse an dem Vorhaben – sodass heute z.B. im mittleren
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Kaunertal ein Deutsch gesprochen wird, dass wie aus 1600 konserviert klingt. Der Wallfahrtort
Kaltenbrunnen wird zwar von einem katholischen Priester betreut, die häufigsten Besucher sind
aber Amish – und wenn man die Kirche während eines Gottesdienstes betritt, glaubt man sich in
die Zeit des dreißigjährigen Krieges versetzt.
Das durch die demographischen Veränderungen im ersten Drittel des Jahrhunderts befürchtete
Anwachsen des Islams fundamentalistischer Prägung ist ausgeblieben. Innsbruck macht da keine
statistische Ausnahme Der Islam ist heute - wohl durch seine historischen Verfehlungen - zu einer
weltweiten Kleinstreligionsgemeinschaft zusammengebrochen – die Verluste an Gläubigen
(großteils Alleviten) sind aber doch hier in Tirol geringer. Ob die Schrumpfung nicht zuletzt auf
die schneller als erwartet zurückgehenden Ölvorräte im arabischen Raum zurückzuführen ist, sei
dahingestellt. Auch die katholische Ultra-Reconquista ist in Tirol nur eine Randerscheinung im
Vergleich zu in Spanien, Frankreich, England oder Polen. Manche Historiker hat das dazu
veranlasst, den Begriff „Heiliges Land Tirol“ etwas weiter zu fassen; auch wenn hier in Tirol noch
einiges an Vergangheitsbewältigung notwendig sein wird.
Arabische Historiker meinen dagegen, man wusste sehr genau, wogegen man im
Fundamentalismus kämpfte – wie man an der heutigen Lage ihrer Glaubensgemeinschaft sieht;
diese Meinung ist aber selbst in den Kernländern eine Minderheit.
Beachtenswert ist daher in Innsbruck die anteilige Verschiebung der einzelnen Bekenntnisse. So ist
im Raum Tirol der Anteil derer, die vom Islam zum Katholizismus konvertierten, merkbar höher.
Man kann sagen, dass die Volksgruppen, die heute in anderen europäischen Städten ohne
Bekenntnis sind, in Tirol zumindest zur Hälfte Katholiken wurden. Verschweigen darf man aber
auch nicht, dass Konvertierungen in umgekehrte Richtung ebenso stattfanden und -finden.
Sichtbarer Ausdruck dieser Entwicklung ist eine leichte Verschiebung der Riten in Richtung der
ehemaligen orthodoxen Kirche – die sicher nicht allein dadurch, sondern vor allem durch die
Wiedervereinigung der beiden großen christlichen Kirchen erfolgt. Jedenfalls klagt man heute in
den zahlreichen z.T. architektonisch sehr reizvollen Moscheen über den starken Besucherrückgang
und einhergehend damit über die finanziellen Engpässe mancher Gemeinden, während einzelne
katholische (und auch protestantische!) Kirchengemeinden trotz Abschaffung der Kirchensteuer
förmlich im Geld baden.
Insgesamt scheint es, dass sich das Mitte diese Jahrhunderst eingebürgerte Innsbrucker
Sprichwort: „Der Rechtgläubige ohne Zweifel ist unwissend mit dem Teufel im Bunde“ immer
wieder bewahrheitet hat und dass aber hier in ebene durch dies Erkenntnis extreme Spitzen
ausgeblieben sind. Prediger haben sich an Innsbruck wohl schon oft den Mund fusselig geredet
ohne etwas zu bewirken. Soviel Weisheit würde man den Bewohner dieser Stadt eigentlich gar
nicht zutrauen – aber sie sind eben nicht das Salz der Erde
Das Nationalheiligtum Bergisel
Wer kennt sie nicht – die Geschichte des Tiroler Unabhängigkeitskampfes anno 1809. Das
Panoramagemälde zur Schlacht am Bergisel dürfte aber den wenigsten bekannt sein – auch nicht,
dass es lange Jahre am Ort des Geschehens zu Füßen der heute nicht mehr genutzten alten
Schisprungschanze zu betrachten war. Ein ehemaliger Straßentunnel, der an eine Innsbrucker
Gastransportfirma vermietet wurde, wurde der Anlage zum Verhängnis. Illegal wurde dort große
Mengen von Schweißgastanks gelagert, die eine unglücklicher Zufall zur Explosion brachte. Die
Beschädigung, die der Tunnel dadurch erfuhr brachte ein Einsinken des Bergiselplateaus just an
dem Ort, an dem sich das gleichnamige Museum befand mit sich. Seither ist das
Panoramagemälde im Lager des Ferdinandeums untergebracht. Möglicherweise will man in den
kommenden Jahren das Gemälde am Ursprünglichen Ort – der Rotunde am Rennweg wieder
aufstellen. Seit dem denkwürdigen Innhochwasser, das auch Teile des Saggens überflutet hatte, ist
die Nutzung der Rotunde als Theater und Konzertsaal obsolet geworden. Anstatt sie abzubrechen
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erwägt man, sie nun mit der alten Funktion zu füllen –zumal sich auf den Bergisel fast kein Tourist
mehr verirrt.
Ohnehin sind die heutigen Tiroler Schützen längst kein musealer Verein mehr. Seit der
Wiedereinsetzung des Landlibells vor nunmehr 60 Jahren anlässlich der angedrohten militärischen
Durchsetzung des freien Warenverkehrs am Brenner durch die EU (was sich dann aber durch die
bekannten Ereignisse so oder so erübrigte) hat man aus der Identiätskrise des frühen neuen
Jahrtausends herausgefunden.
Sportstadt?
Auch wenn Breitensport mittlerweile eine Fußnote der Geschichte geworden ist, hält man doch in
Innsbruck die sportliche Vergangenheit hoch und es nimmt daher nicht Wunder, dass auch aktiver
Sport von einigen wenigen in den zahlreichen Traditionsvereinen der Stadt gepflegt wird. Die in
die Geschichte eingegangen Sportanlagen, in denen zahlreichen sportliche Veranstaltungen
stattfanden, sind heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das meiste, was man im Stadtgebiet
davon erkennen kann, erstreckt sich westlich des bezeichnenderweise Alois Luggerplatz
genannten überdimensionierten Kreuzungsbauwerks in Pradl. Mit Ausnahme des Freibades, das
üblicherweise von Mitte April, bis Ende Oktober geöffnet ist, sind die Anlagen ungenutzt und von
Schrotthändlern ausgeplündert. Bereits vor den dritten in Innsbruck abgehaltenen olympischen
Spielen lagen die Anlagen marode da – schon allein, weil die Stadt bei deren Erhaltung finanziell
ausblutete.
Als nun Innsbruck (wieder einmal) für die olympischen Winterspiele einsprang, die aufgrund
einer arktischen Kältewelle in Kombination mit akutem Schneemangel in Kiruna nicht stattfinden
konnten, wollte man die Anlagen kurzerhand ausmotten und wieder in Betrieb setzen. Diese letzte
Handlung des an sich dem Sporte sehr zugetanen damaligen Bürgermeisters endete in einem
Fiasko, das allerdings Innsbruck nur indirekt zuzuschreiben ist. Wie aus der Geschichte bekannt,
koinzidiert der Beginn der Olympischen Spiele mit der Ausrufung des chinesischen
Handelsembargos (dem durch Bündnispolitik die afrikanischen und arabischen Staaten folgen
mussten), was in der Folge zum Erliegen des innereuropäischen Flugverkehrs führte. Die Spiele
mussten nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden – was wiederum der Stadt mangels
dafür tauglicher Anlagen sehr recht kam. Insgesamt hat das aber der Idee so geschadet, dass
zusammen mit der Häufung schneearmer Winter der Wintersport in der Öffentlichkeit so
uninteressant wurde, dass seither das olympische Komitee nur mehr sporadisch Sommerspiele
organisiert.
Nun möchte man meinen, dass dem Innsbrucker ob dieses Verlusts vergangener Größe die Trauer
ins Gesicht geschrieben wäre – aber dem ist nicht so. Man hat sich mit dem Schicksal arrangiert.
Und man kann ja in der Umgebung der Stadt noch immer sehr gut Bergwandern – möglicherweise
sogar noch besser als vor hundert Jahren. Auch Schifahren kann man in Innsbruck trotz dieser
Vorfälle noch immer – sofern Schnee fällt (was meistens im Februar der Fall und nur von kurzer
Dauer ist)
Bauen in Innsbruck
Die Gemeindeverwaltung hat vor einiger Zeit ein kleines Büchlein herausgegeben, indem in
Verbindung mit einem Stadtplan die bekannten Monumente der Stadt dokumentiert werden. Sei
es nun die Triumphpforte, die um eine Haar einem innerstädtischen Straßenprojekt zum Opfer
gefallen wäre - die Heiliggrabkirche mit ihrer italienischen Barockfassade oder die vielen
Bürgerhäuser der Altstadt. Merkwürdigerweise schweigt sich der Führer jedoch über die
Architektur dieses Jahrhunderts ebenso wie der Gegenwart aus. Man könnte nun sagen, dass das
auf das Selbstbild der Innsbrucker zurückzuführen ist. Da die Stadt aber mehr zu bieten hat,
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nehmen wir das zum Anlass ein paar Anregungen für Exkursionen in der Stadt und im Umland
niederzuschreiben.
Ein Architekt, der an einzelnen prominenten Orten das Land mit markanten Bauten geprägt hat,
ist Josef Lackner. In Innsbruck hat Lackner vornehmlich Kirchenbauten hinterlassen – und zwar in
Völs, St. Norbert und im Olympischen Dorf. Die Bauten atmen den Geist einer mittlerweile nicht
mehr ganz so fremden Zeit. Wir haben ja schon zwischen den Zeilen auf das rege kulturelle
Treiben in der Stadt hingewiesen, das so gar nicht ins tradierte Selbstverständnis der ehemaligen
Sportstadt passt. Wenn sie eine säkulares Gebäude sehen wollen, so sei der Wohnbau in der
Amthorstraße empfohlen. Die Anlage müsste zwar schon längst saniert werden, und ist zudem
durch einzelnen Aufbauten verunstaltet; das konnte jedoch die Wirkung der kraftvollen
Architektur nicht mindern.
Lackner ist aber wohl ein Architekt des vorigen Jahrhunderts – und könnte damit
genaugenommen in den städtischen Architekturführer aufgenommen werden, der allerdings bei
den – Bauten von Lois Welzenbacher, einem Architekten, der um 1930 wirkte, aufhört.
Eine besonders fruchtbare Zeit der baulichen Entwicklung machte Innsbruck zwischen 2000 und
2015 durch. Aus dieser Zeit finden sich viele qualitativ hochwertige Wohnbauten und noch einige
ehemalige Geschäfte der sagenhaften M-Preis Kette, die um 2030 in der Kmet-Kette, einem
ägyptischen Lebensmittelkonzern aufging.
Bemerkenswert sind auch die noch verbleibenden Reste der ersten Generation Tiroler
Holzarchitektur. Leider überlebten viele der architektonische wertvollen Bauten nur in den
Archiven des Ferdinandeums – termitensichere Baudetails sind hier erst seit 40 Jahren ein Thema.
Diese goldene Zeit der Architektur brachte viele schöne Einzelbauten aber nur wenig
städtebaulich relevantes hervor. Wenn man die Stadtgeschichte liest, erkennt man recht bald,
woran das lag. Die Stadtverwaltung zog sich zugunsten privater Einzelinteressen zurück und
begnügte sich damit, die Architektur von einzelnen Projekten zu fördern. Die im wahrsten Sinne
tiefgreifendsten Relikte aus dieser Zeit sind die zahlreichen Tiefgaragen, die, wären sie nicht in der
Innenstadt beim Innhochwasser des Jahres 2012 zum Teil mit Schlamm und Geschiebe
vollgelaufen, zu einem Betretungsverbot der Innenstadt wegen Einbruchsgefahr hätten führen
müssen. Es gibt übrigens einen Rundgang, der von der Kooperative Maulwurf (eine der etwas
schrägeren Kulturinitiativen) durch die noch verbleibenden und großteils als Weinkeller genutzten
Reste des ehemals großen Labyrinths führt. Die meisten historisch Interessierten besuchen diese
Führung aber wohl wegen der abschließenden Weinverkostung im Landesweinkeller unter dem
Landhausplatz.
Bedingt durch die Nähe zum Industriestandort München erfuhr Innsbruck in den Jahren des
großen chinesischen Handelsembargos einen starken Wachstumsschub. Da diese Entwicklung
jedoch mit der Stahlversorgungskrise (die immerhin in Mitteleuropa durch die Wiederaufnahme
des Vollbetriebs am Erzberg abgeschwächt wurde) und den bekannten indirekten Folgen des
Handelsembargos einherging, wuchs der Wachstumdruck auf die Stadt durch Zuzug aus Bayern
und Osteuropa sowie Landflucht (der vormals aufs Land gezogenen und nun nicht mehr mobilen
Pendler) derart, dass die Landesregierung beschloss in einer – nun aus historische Ferne betrachtet
- unmöglichen Aktion den Radius der Stadt durch den Bau mehrere Satellitenstädte bis nach Zirl
und Wattens auszustülpen. Gleichzeitig begann man die bis zu diesem Zeitpunkt aufgeschobenen
Maßnahmen – nämlich den Ausbau des Straßenbahnnetzes voranzutreiben. Innsbruck erlitt hier
das Schicksal, das ja der ganzen Welt nicht erspart blieb. Platzprobleme bei der Umsetzung des
ehrgeizigen Projekts gab es nun nicht mehr, da auf den Straßen praktisch kein Autoverkehr mehr
stattfand. Wie vorhin erwähnt, waren diese Maßnahmen allerdings zu spät begonnen worden –
und so kam der ambitionierte Bau nach einiger Zeit (es wäre wohl sonst nicht Innsbruck) zum
Erliegen. Es kann sein, dass nach nunmehr ca. 60 Jahren eine Sanierung der bewährten aber
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unvollständigen Anlagen beginnen kann - zumal sich das wieder erstarkte Hall für eine
Straßenbahn vom Haller Bahnhof nach Gnadenwald interessiert.
Doch wie so oft glaubt man, dass andere Probleme dringlicher sind: Ein Museum des „Tiroler
Aufbruchs“ soll in den nächsten Jahren errichtet werden. Was darin zu sehen ist, weiß allerdings
noch niemand.
Einkaufen
Wenn man sich das ansieht, was man vor knapp 80 Jahren noch unter „Einkaufen“ oder
„Shoppen“ (wie es damals genannt wurde), verstand, erkennt man, dass das vielleicht das einzige
war, was in Innsbruck zumindest von Seiten der Kaufmannschaft „extrem“ betrieben wurde.
Mittlerweile hat sich doch einiges gewandelt.
Die Kaufleute sind zwar die alten geblieben – sprich sie jammern übers schlechte Geschäft; Man
findet aber in Innsbruck wirklich viel zu stöbern. Man findet viel, was man eigentlich nicht
gesucht hat. Insofern ist die Stadt gut für einen Aufenthalt, dessen Früchte nicht nur Eindrücke
sondern auch Mitbringsel sein sollen. Die Geschäftsräume sind meist klein – aber es gibt kaum
einen Kaufmann, der nicht irgendwelche Beziehungen nach Italien oder Bayern und darüber
hinaus hat und damit für Überraschungen gut ist, die man sich in einem solchen Laden nicht
erwartet. Fast überall in der Stadt erhält man zu europaweit konkurrenzlosen Preisen Waren der
nordafrikanischen Genuss- und Lebensmittelindustrie.
Daneben gibt es aber immer noch die alten leicht angestaubten Einkaufszentren. Sie bieten meist
amerikanische Billigwaren an. Der Besuch lohnt nur wegen des eigentümlichen Ambientes. Der
Muff vergangener Jahre klebt förmlich an den „Lables“ genannten Markenaufschriften über den
einzelnen Läden in den Passagen.
Im Stadtgebiet sei dazu ein Besuch der in einer Parallelstraße zur Maria Theresienstraße stehenden
Anlage empfohlen. Jeder Einheimische kennt den Weg zu dem so genannten „Rennes Palace“ (die
Herkunft des Namens ist ungewiss – er hat wohl nichts mit der Stadt Rennes zu tun). Das
Publikum, dass sich dort herumtreibt, ist gleichermaßen bodenständig wie eigentümlich.
Kultur
Wie bereits an mehreren Stellen erwähnt, ist das Kulturschaffen in Innsbruck tatsächlich
zweigeteilt. Die Studenteninitiative „Bitte keine Kultur – wir sind Innsbrucker“ hat vor einiger Zeit
das ausgedrückt, was sich viele gedacht haben. Man hat in Innsbruck ein Theater und ein
Symphonieorchester – doch jedes mal, wenn diese Einrichtungen versuchen, etwas von kultureller
Tragweite auf den Spielplan zu setzen, ernten sie vom erlauchten Publikum nur Naserümpfen.
Kultur ist der Sommernachtstraum (wobei dessen Bedeutung hier nicht geschmälert werden soll),
Keine Kultur ist das, was sich ein Innsbrucker selbst ausheckt. Wenn man die Geschichte
betrachtet, war das aber schon mehrere Male so ähnlich. Und wie man sieht, hat es der Vielfalt des
Kulturschaffen in der Stadt keinen Abbruch getan, sondern vielmehr den Widerspruchsgeist
geweckt.
Bauernstand
Es wäre nicht Tirol, wäre nicht der Bauernstand das wichtige Element Tiroler Identität; es wäre
nicht Innsbruck, wäre der Bauerstand nicht Feindbild Nummer eins. Obwohl sich der Anteil von
Vollerwerbsbauern in den letzten Jahren bei ca. 10% eingependelt hat, bekennen sich noch weitere
20% der Landesbevölkerung zum Bauernstand. Diese 20% sind dem Stand schon längst
entwachsen – trotzdem sehen sie sich als Bauern und unterstützen indirekt Anliegen dieses
Standes obwohl sie tatsächlich bereits eher Städter geworden sind. Dabei muss man beachten, dass
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dieser Bevölkerungsanteil noch vor 80 Jahren weitaus höher war. Diese Bewusstseinspaltung
charakterisier Tirol, wird aber besonders hier in Innsbruck auffällig. Polarisierend wirkt noch
heute das Kunststück des Landeshauptmanns Steixner nach. Er unterstütze das urbane Wachstum
durch eine Gesetzgebung, die es erlaubte, Kommunen für den Wohnbau auf landwirtschaftliche
Grundstücke zuzugreifen. Indirekt erreichte er dadurch einerseits das Sinken der Bodenpreise für
den Wohnbau und andererseits eine Erleichterung beim Kauf von Feldern durch
Vollerwerbsbauern (die damals großteils nicht sehr zahlungskräftig waren). Innerhalb weniger
Jahre kam es so zu großen (unfreiwilligen) Eigentumsverschiebungen von kleinen
Grundstücksbesitzern zu großen Vollerwerbsbauern. Heute kann man sagen, das gut 2/3 aller
Flächen im Lande in der Hand von Vollerwerbsbauern sind, während Privatgrundstücke mit den
damals üblichen freistehenden Einfamilienhäusern praktisch verschwanden. Steixner war in seiner
Zeit als Verräter des Bauernstandes verschrien. Heute sieht man aber, dass sein Ansatz im Sinne
seinen Standes sehr weitsichtig gedacht war. Frühere Unterstützer seiner Sache, die diese Folgen
noch erlebt haben, mussten erkennen, was Bauernschläue ist.
Zu groß und verschieden ist die Zahl und Art der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. An dieser Stelle
soll in Kürze lediglich auf eine Auswahl besonderer Orte eingegangen werden:
Am Flughafen
Nach dem Absturz eines Verkehrsflugzeugs nahe der Maria Theresienstraße (wie durch ein
Wunder forderte der Unfall im Flugzeug und am Boden keine Todesopfer, da die Maschine an
einem Weihnachtsfeiertag vor ca. 40 Jahren „weich“ im erstaunlich tief eingeschneiten Westteil des
„Rennes Palace“ landete) kam der Innsbrucker Flughafen erneut – wie schon bei den ersten
olympischen Winterspielen auf eine schwarze Liste. Zusammen mit dem schon damals seit
geraumer Zeit in Europa anhaltenden Regionalflughafensterben führte das zur Auflassung des
Flughafens. Heute existierten nur mehr drei Hubschrauberlandeplätze der Rettung im Bereich der
Klinik und des Hauptbahnhofs.
Die freigewordene Fläche hat Innsbruck schon bald zur Errichtung einer Neustadt genutzt, die im
Rahmen eines aufsehenerregenden internationalen städtebaulichen Wettbewerbs verbaut wurde.
Der Rasterplan, der sich um die als Erinnerungsstück erhaltenen alte Landebahn gruppiert, ist ein
Werk des bolivianischen Architekturbüros Saksayapu – Serralves und prägt den Westen
Innsbrucks mit einer für diese Stadt erstaunlich großzügigen und stark durchgrünte Baustruktur.
Die prämierten Architekten haben auch einen der geschaffenen Blocks selbst geplant Dieser ist
wegen der interessanten Raumkonzeption der einzelnen Wohnungen einen Besuch wert –auch
wenn man sagen muss, dass die Werke einheimischer Architekten zum Teil besser geraten sind.
Gern bummeln die Innsbrucker an warmen Sommerabenden entlang der alten Rollbahn.
Das Höttinger Terrassenhaus.
Nun kann man nicht wirklich sagen, es gäbe keine Terrassenhäuser in Innsbruck. Das markante
Bauwerk an der Höhenstraße 20 Gehminuten vom Stadtzentrum in Hötting ist jedoch historisch
die Mutter aller Terrassenhäuser im nördlichen Innsbruck. die Hausgemeinschaft veranstaltet
einmal wöchentlich Führungen durch den bald 110 Jahre alten Bau, der sich in erstaunlich guten
Zustand befindet – aber wie das kleine angeschlossene Museum zeigt – auch schon einmal
schlechter ausgesehen hat.
St. Georgskirche
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Die markante Kirche mit dem nach Innen gepeilten Dach wurde vom historisch bedeutsamen
Architekten Holzmeister geplant. Besuchenswert ist die Kirche jedoch nicht allein wegen der
Architektur, sondern auch wegen ihrer Innenausgestaltung. Im Zuge einer Sanierung um 2020
erhielt die Kirche nämlich das erste Hologrammkreuz. Die Empörung war zur Zeit der Errichtung
groß – vertrat man doch die Ansicht, dass eine religiöses Symbol nicht aus Luft und Licht allein
bestehen dürfe. Es gibt über diesen Problematik und ähnliche in früherer Zeit ein recht
aufschlussreiches Büchlein, dass vor kurzem wieder auf gelegt wurde und im Handel erhältlich
ist: „Das Innbrückenkreuz, der Tiroler Lanzenstich und andere Untaten - Wie „ehrlich“ darf
religiöse Kunst sein?“, erschienen im Universitätsverlagshaus.
Der Vollständigkeit halber sei die gleichnamige St. Georgskirche bei Amras erwähnt. Im Tiroler
Landesarchiv fand sich zufällig ein Baumeister-Riss einer gotischen Kirche von dem sich
herausstellte, dass er diese Kirche darstellte. In einer in Fachkreisen umstrittenen Aktion
entschloss man sich die Kirche exakt nach den damaligen Plänen an den noch bestehenden
Turmsockel anzubauen. Die jüngste Kirche Innsbrucks ist nun rein äußerlich und laienhaft
betrachtet die beinahe älteste. Es ist nämlich zu bemerken, das St. Bartlmä – eine ebenfalls
rekonstruierte Kirche, dem Ursprung nach noch älter ist.
Das Stadttheater
Einer Festung gleich steht in einem Hinterhof nahe des Stadtzentrums das altehrwürdige
Stadttheater – auch Treibhaus genannt. Die neuzeitliche Interpretation des Globe Theatres in
London durch den bekannten Tiroler Architekten Köberl ist auch heute noch in Betrieb. Die
Umbauten der vergangen Jahre wurden auf Bestreben des Denkmalschutzes teilweise entfernt
sodass der Bau heute ähnlich aussieht, wie zur Zeit seiner Errichtung um 1980. Lediglich das
Oberlicht wurde vergrößert und mit einem Aufklappbaren dach versehen, sodass auch
Tageslichtaufführungen möglich sind. An einem Tag der Woche wird übrigens der Innenraum
total abgedunkelt und mittels eines Spiegelaufsatzes am Dach auf den Boden des Theaters in Art
einer Camera Obscura ein Stadtrundblick projiziert.
Das Technische Museum
Nahe Innsbrucks ältestem Sakralbau, der Rundkirche St. Bartlmä, erstreckt sich ein großes
teilweise mit Lagerhallen überbautes Areal der Brennerbahn. In diesem fristen verschiedenste
Versatzstücke der technische Geschichte Tyrols ihr Dasein. Beherrscht wird die Szenerie von einer
umfangreichen Fahrzeugsammlung – vornehmlich sind es Eisenbahnfahrzeuge. Daneben gibt es
eine große technische Sammlung von Haushaltsgeräten und Modellen von berühmten Tiroler
Erfindungen. Nur ein kleiner Teil der Sammlungen und des Ausstellungsgeländes sind ständig
zugänglich. Ein besonderes Glanzstück der Anlage ist ein Wagen der Hungerburgbahn, den man
auch Innen besichtigen kann. Kenner der Technik werden weitaus größeres Interesse an dem
unscheinbaren aber voll funktionsfähigen Modell des ersten Tiroler Elektromotors des Erfinders
Kravogl oder dem umfangreichen Planarchiv zur Tiroler Eisenbahngeschichte finden. Nicht
wenige Fahrzeuge der Fahrzeugausstellung sind in betriebsfähigem Zustand. An
Sommerwochenenden ist es möglich, mit Ihnen Stadtrundfahrten zu machen. Erwähnenswert ist
die Tatsache, dass einige der nun schon bald 200 Jahre alten Fahrzeuge und Waggons, die in
diesem Museum zu sehen sind, in den Zeiten der Materialknappheit wieder in den Plandienst des
städtischen Verkehrs geholt wurden. Dazu gibt es auch eine entsprechende sehenswerte ständige
Ausstellung von Photodokumenten und Zeitzeugenberichten.
Der Rauschbrunnen
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Eines der beliebtesten Ausflugsgasthäuser befindet sich am Fußweg von Innsbruck übers
Höttinger Bild nach Reith. Es kann aber von der Haltestelle der Mittenwaldbahn in ca. eineinhalb
Stunden erreicht werden. Gehfaule transportiert der Wirt auf Anfrage auch mit der
Materialseilbahn von St. Georg aus – sie müssen dazu aber einen Haftungsausschluss
unterschreiben. Das Gasthaus, das auf einer Waldlichtung ca. 700m über Innsbruck liegt ist sehr
sonnig gelegen. Vor allem im Spätsommer und Herbst empfiehlt es sich daher, früh aufzubrechen,
wenn man in dem an sich großen Gastgarten eine Sitzplätzchen erhaschen will.
Natürlich darf man an dieser Stelle auch den Planötzenhof mit seiner bald 200 Jahre alten Veranda
nicht vergessen. Er lässt sich ebenso, wie der Gasthof Schießstand nahe Hötting gut in einer
„Gasthauswanderung“ mitnehmen.
Die Glockengießerei Graßmayr – Schwarzkopf
Dieser Betrieb, der noch immer in Familienbesitz steht, produziert nicht nur die schön tönenden
Glocken, für die er nun bald 500 Jahre bekannt ist. Seit seiner Fusion mit den Planseewerken ist er
mittlerweile in die Fußstampfen der ebenso ehemals in Innsbruck beheimateten Gießerei Löffler
getreten, da er zusammen mit den Haller Röhrenwerken vor mehr als 60 Jahren die Produktion
von militärische Fest- und später Flüssigtreibstoffraketen aufnahm. Spezialgüsse wurden dabei im
Stammwerk in Innsbruck ausgeführt – das mittlerweile die Fläche zwischen Bahnstrecke und
Südring zur Gänze einnimmt. Auch wenn Innsbruck nicht mehr die Waffenschmiede
Zentraleuropas ist (wie zu Zeiten Karls V.) so meint man doch hier in Wilten eine zweites
Büchsenhausen vor sich zu haben. Natürlich ist die Reputation des Betriebs ob seiner zwei
gegensätzlichen Geschäftsfelder in der Öffentlichkeit etwas angekratzt; den Geschäftsbüchern hat
es aber nicht geschadet. Und außerdem wurde so Österreich so in Fragen der Luftverteidigung
autark – obwohl mittlerweile selbst der Flughafen Schwechat seine Pforten geschlossen hat.
Zuletzt sei noch daran erinnert, dass mit dieser Ausweitung der Produktpalette auch die
Entwicklung der ersten Keramikglocken einher ging. Obwohl oft belächelt, sind sie im Klange
leichten Gussglocken ebenbürtig. Sie sind z.B. im Glockenspiel am Innsbrucker Rathausturm zu
hören.
Armer Sünder Zuflucht
Diese Marienwallfahrtskirche im Stadtteil Amras passt gut zur vorigen Sehenswürdigkeit – hängt
doch in ihrem Glockengestühl die älteste aller Innsbrucker Glocken, die von der vorhin erwähnten
Gießerei Löffler hergestellt wurde. Der Kirchturm ist einer der höchsten in Tirol – wobei
allerdings der Turmhelm aufgrund von Beschädigungen durch einen Föhnsturm etwas klobig
nach unten verspreizt werden musste. Die Schlankheit der Anlage ist daher vorläufig nicht so zu
sehen, wie auf den Ansichtskarten. Beliebt ist die Kirche nichts desto trotz als Hochzeitskirche –
und im Mai geben sich dort oft die einzelnen Brautpaare die Hand.
Amraser Weinkeller
Durch den gesamten Stadtteil erstreckt sich das größte Kellerbauwerk Innsbrucks. Der fast einen
Kilometer lange Weinkeller wird vor allem von Thaurer Weinbauern genutzt, da in Amras selbst
nur wenige Anbauflächen vorhanden sind. Besichtigt kann der Keller zu bestimmten Zeiten
werden. Ein Anruf bei der Kellerei-und Obstverwertungsgenossenschaft Amras-Rum-Thaur ist
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dafür notwendig. Der Zugang erfolgt vom Schloßpark Ambras aus – über die Unterkirche der
bereits erwähnten St. Georgskirche. Im Oktober findet das großer Innsbrucker Weinfest in dem
eigentümlichen Kellergewölbe statt.
Brauhaus
Das lange Zeit als Kunstausstellungshaus genutzte Gebäude nahe des Hauptbahnhofs wurde vor
kurzem wieder in eine Brauerei umgebaut. Wie vor gut 90 Jahren kann man nun im Vorübergehen
wieder die mächtigen Braukessel bestaunen. Das zeitlos moderne Gebäude, das vom Architekten
Welzenbacher geplant wurde, könnte gestern gebaut worden sein. Tatsächlich aber ist es nun
schon ca. 160 Jahre alt.
Die alte Schule
In der Wilhelm Greilstraße findet sich ein Schulbau im Heimatstil. Das Bildungshaus neben der
Diözesanverwaltung wurde in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, beherbergt aber nun in
seinem Innenhof einen schönen Gastgarten. Geführte Besichtigungen des Bauwerks sind werktags
in den zeitigen Morgenstunden möglich.
Der Aussichtsturm auf der Hungerburg
Beim Kinderferienlager auf der Hungerburg, das über einen langen aber aussichtsreichen Weg
entlang der Innsbrucker Weinberge erreicht werden kann, erhebt sich ein alter Aussichtsturm. Die
Aussicht reicht über den ganzen Talkessel, seit der Laubwald darum herum geschlägert wurde.
Der Schlüssel für die Anlage kann im Jugendheim ausgeliehen werden (nur im Sommer).
Die Patscherkofelbahn
Diese altehrwürdige Bahn ist seit 1927 in Betrieb. Zuerst für den Schitourismus gebaut, verkehrt
die Bahn heute nur mehr von April bis November als Zugang zu den Tuxer Voralpen. Das große
Hotel, das neben der Bergstation gebaut wurde, ist beliebter Aufenthaltsort in den Hundstagen; es
soll wohlhabende Innsbrucker geben, die dort Übersommern. Das Gros derer muss jedoch zum
Broterwerb täglich mit der Seilbahn in die Stadt fahren. Die Bahn verkehrt im Sommer ebenso wie
die Straßenbahn zur Talstation im 15-Minuten Takt.
Der Saggen
Der Saggen ist ein baulich fast einheitlich erhaltener gründerzeitlicher Stadtteil. Die
Straßenrasterung in Form einer Bischofsmütze ist zwar nur fragmentarisch umgesetzt – aber wirkt
durch die großzügigen Alleen vor Ort geschlossen und lädt zu einem ausgedehnten Spaziergang
ein. Das Villenviertel ist wie eh und je Wohnsitz der besseren Innsbrucker Gesellschaft. Das
denkwürdige Innhochwasser hat zwar manchen Bauten zugesetzt – mittlerweile scheinen aber die
damaligen Schäden behoben zu sein.
Der Volksmund sagt, dass der ganze Saggen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden wäre, hätte
nicht inmitten des Villenviertels das Priesterseminar der Jesuiten gestanden. Diese (oder besser:
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ihre Ordenbrüder in den ehemaligen USA) hätten sich dafür eingesetzt Bombenabwürfe dort zu
verhindern. Mag die Geschichte war sein oder nicht – es wäre um diesen Stadtteil wirklich schade.
Der Inn
Der als grüner Fluss besungene Inn kann in dieser Form nur im Frühsommer beobachtet werden –
bis November wird die Sache dann allerdings recht dünn. Wären nicht die alten Laufkraftwerke in
Kranebitten und Hall – so könnte man nur wenig dieser eigentümliche Farbe sehen, die aus den
mineralischen Eigenheiten des Ursprungs des Inn im Engadin resultiert. Trotzdem sind die
Wassermengen noch für Angler und Badende ausreichend und bei sommerlichen Starkregen oft
sogar beträchtlich.
Innsbruck ist eine Brückenstadt – dank dieses Flusses. Immerhin 18 Brücken überspannen den
Fluss im Stadtgebiet – 4 davon sind Eisenbahnbrücken. Besonders bemerkenswert sind die
Fußgängerbrücken am Sieglanger und die in eleganter S-Kurve über den Fluss geschwungene
beim Löwenhaus. Beide sind elegante Hängebrücken, denen man das Alter, das sie erreicht haben,
kaum ansieht. Die älteste Brücke im Stadtgebiet ist der ehrwürdige Eisenbahnviadukt bei der
Rauchmühle.
Umgebung
Natters, Mutters
Die beiden vereinigten Gemeinden liegen zu Füßen der Nockspitze und haben sich eine
bescheidene, aber funktionierende, Tourismusinfrastruktur erhalten können. Auch wenn der
Schibetrieb auf der alterschwachen Muttereralmbahn oft nur 1-2 Wochen im Winterhalbjahr
dauert, so kann sich Mutters doch damit brüsten, dass einzige Schigebiet in unmittelbarer Nähe
Innsbruck zu sein. Hauptsächlich ist die Mutteralmbahn jedoch im Sommer in Betrieb. Innsbrucker
zieht es hier zur Sommerfrische hinauf – und sei es nur an Wochenenden. Auch die
Sommerrodelbahn (die ehemals in Mieders betrieben und nun hier wieder errichtet wurde) erfreut
sich regen Zuspruchs.
Im Norden des Ortes erstreckt sich eine der großen Innsbrucker Satellitenstädte. Sie ist aber
durchaus sehenswert, wurde sie doch nach allen Regeln der Kunst als Gartenstadt errichtet, die
mit niedrigen Innenhofhäusern das gesamte schüsselförmige Plateau zwischen Natters und
Sonnalm bedeckt.
Die Fahrt mit der Straßenbahn Nr. 7, die von den Einheimischen liebevoll „Stubsi“ genannt wird,
von Mutters weiter nach Krößbach ist ein Erlebnis für sich. Besonders im Spätherbst, wenn die
Lärchenwälder zu glühen beginnen, erlebt man das Tal in einem Farbrausch von Blau, Gelb und
Orange. Man darf sich dabei aber nicht am z.T. regen Güterzugverkehr stoßen, der öfter das
Panorama auf den zweigleisigen Streckeabschnitten verdeckt. Der Endpunkt der Bahn in
Krößbach eignet sich vorzüglich für Touren in die hochalpine Bergwelt des Stubaitals.
Konditionsstarke können z.B. die 3000m hohe Rinnespitze von Innsbruck aus an einem Tag
bezwingen. Dabei ist aber zu beachten, dass ab Milders nur eingeschränkte Bahnbetrieb besteht.
Götzens und des westliche Mittelgebirge,
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Der ungefähr 32500 Einwohner große Ort mit mehreren schönen Kirchen, erstreckt sich auf einem
fast ebenen Plateau westlich oberhalb der Stadt Innsbruck. Bekannt ist der Ort wegen seiner
Wallfahrtskirche an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 8 und der Burgruine Vellenberg. Der
Ortskern selbst hat architektonisch wenig herausragendes zu bieten – die meisten alten
Bauerhäuser, deren Modelle im Heimatmuseum zu bewundern sind, wurden Anfang des
Jahrhunderts abgerissen oder umgebaut. Beachtenswerts ist aber die Innsbrucker Sattelitenstadt
die nordöstlich des Zentrums vor etwa 40 Jahren errichtet wurde. Sie ist in tatsächlich städtischem
Maßstab mit bis zu fünfgeschossigen Blockbebauungen errichtet worden. Vom nördlichen Rand
des Plateaus, dem „Eichberg“ führte ehemals eine Standseilbahn hinunter ins Tal zur SBahnhaltestelle
Sieglanger. Es ist ein alljährliches Ritual der Lokalpresse, die
Wiederinbetriebnahme der (praktisch unversehrten) in einem Dornröschenschlaf liegenden Bahn
als kurz bevorstehend anzusehen.
Im Umfeld der Gemeinde gibt es zahllose reizvolle Wanderwege. Besonders die Wanderung von
der Satellitenstadt über den Eichhof nach Natters ist bei den Innsbruckern sehr beliebt. Sie führt
durch ein weitläufiges Parkgelände im Taleinschnitt des Geroldbaches.
Birgitz war, wie eingangs erwähnt, früher eine eigene Gemeinde und wurde ebenso wie das ca. 45
Gehminuten entfernte Axams und das eineinhalb Stunden entfernte Grinzens in die Gemeinde
Götzens integriert. Die ca. 400 Einwohner starke Fraktion Axams ist einen Ausflug wert, da sich
hier bäuerliche Nutzungen und vor allem der historische Ortskern erhalten haben. Umgeben wird
der Ortskern zwar von einem etwas unschönen Ruinengürtel; dieser wird aber von Jahr zu Jahr
durch die Rekultivierungsmaßnahmen der Axamer und Grinzner Bauern lichter. Immerhin wird
hier ein nicht geringer Teil des Innsbrucker Obst und Gemüsebedarfs angebaut. Besuchenswert ist
der Ort zudem im Fasching. Es werden dort uralte Bräuche gepflegt, die sich z.T. erheblich vom
üblichen in Innsbruck unterscheiden.
Über Grinzens erreicht man nach ca. drei Gehstunden von Götzens aus Tanneben im Sellraintal.
Hier befindet man sich sozusagen bereits im Hochgebirge. Der verschlafene Ort mit drei
Bauernhöfen eignet sich vorzüglich als Ausgangspunkt für Wanderungen ins Fotschertal und ins
Sellraintal. Am Gegenhang steht der Ort St. Quirin mit seiner gleichnamigen Wallfahrtskirche.
Man kann den am Steilhang thronenden Ort durch einen Abstieg ins Tal (vorbei am alten Friedhof
mit Kirchenruine) oder aber durch eine idyllische Wanderung auf der alten Talstraße (Vorsicht ist
allerdings bei den z.t. baufälligen Galeriegebäuden geboten) entlang der Melach von der
Bahnstation Kematen aus erreichen. Die alte Straße von Oberperfuß nach St Quirin wurde nach
einem Murenabgang unterhalb von Gfass, der den Ortsteil Hinterburg zerstörte, nicht mehr
aufgebaut.
Ortsnamenänderung
Die Gemeinde Götzens ist eine Großgemeinde die im Zuge der Gemeindezusammenlegungen
Mitte dieses Jahrhunderts entstand. Die Gemeinden Brigitz, Axams und Grinzens sind in ihr
aufgegangen. Wenn sie am Bahnhof Innsbruck eine Ticket nach Götzens lösen, empfehlen wir „aui
noch Oxams“ zu sagen. Denn es gibt kaum einen der den amtlichen Namen der Gemeinde
verwendet. Axams war ehemals die größte Gemeinde – und auch wenn sie heute auf den
bäuerlichen Kern zusammengeschrumpft ist, kann man schon aus der Lage der Kirche und der
Anordnung der Häuser erkennen, dass dieser Ort bereits vor dem vergangenen Zeitalter der
Dorfverstädterung eine bedeutende Stellung hatte. Daher verwundert er’s nicht, dass die
Einwohner des Plateaus anstreben, den Gemeindenamen auf Axams zu ändern.
Das östliche Mittelgebirge
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Eine bemerkenswerte Idylle hat sich in diesen Gemeinden erhalten – wohl da sie bereits vor ca. 50
Jahren ins Stadtgebiet integriert wurden. Bäuerliche Ortskerne sind konserviert – sicher mit neuer
Nutzung – doch geben sie eine guten Eindruck vergangener Zeiten – auch wenn in Ampass,
Aldrans, Lans und Igls kaum mehr ein Acker zu finden ist. Die Ort wurde erhalten, indem
bestehende Ortskerne mit Ausnahme des bereits um 2020 großteils verbauten Ortes Aldrans mit
Obstangerflächen umgeben (der Obstanbau hat eine bedeutende Stellung in diesem Gebiet) und
von diesen abgesetzt entlang der Straßenbahnlinie 6 flächige Gartenstädte errichtet wurden. Diese
Bebauung erstreckt sich über Lans und Igls hinaus bis zum Badhaus am Prozessionsweg zum
Wallfahrtsort Heiligwasser.
Zwischen Stadt und Mittelgebirgsplateau erstreckt sich ein großer Landschaftspark – ein beliebtes
Naherholungsgebiet, indem auch das Renaissanceschloss Ambras steht. Das hässliche
Brückenbauwerk das sich den ganzen Park entlang zieht (man kann es gut von der Straßenbahn
aus betrachten) ist Teil der ehemaligen Brennerautobahn – eines Verkehrsbauwerks, dessen Reste
man noch allerorten im Wipptal bestaunen kann.
Beliebt ist das Mittelgebirge bei Einheimischen wegen der zwei großen Badeseen und der
einsamen Wälder die sich östlich von Aldrans bis zur Inntalgemeinde Volders erstrecken. Dort
findet man noch viele Einhöfe auf Waldlichtungen, die z.T. auch Urlaubsaufenthalte und
Sommerfrischen anbieten. Es gibt dort auch zwei kleinere Gemeinden –Rinn und Tulfes, wobei
letztere tatsächlich nur aus einer Kirche und einem Sägewerk besteht.
Die MARTHA –Dörfer
Das Kürzel setzt sich aus den Ortsnamen Mühlau- Arzl- Rum-Thaur und Absam zusammen und
steht auch auf Wegweisern. Trotzdem findet sich nirgendwo eine Kirche , die der Hl. Martha
geweiht ist – aber vielleicht kommt das ja noch.
Einstmals zu den reicheren Gemeinden des Talbodens gehörend sind heute nur noch Thaur (1000
Einwohner) und der teilweise zu Hall gehörige Wallfahrtsort Absam (9000 Einwohner) bedeutend.
Mühlau, Arzl und Rum wurden schon vor langer Zeit in Innsbruck eingemeindet. Rum beschränkt
sich auf eine große Satellitenstadt die sich westlich der Industriezone der Haller Röhrenwerke
erstreckt. Die Stadtteile Mühlau und Arzl vermitteln noch etwas von der längst vergangen
mondänen Stimmung - waren doch das die Orte, in denen sich vormals neben der Hungerburg die
wohlhabenden Innsbrucker ansiedelten. Heute werden die stattlichen Villen, deren Besitzer längst
wieder in die Stadt zogen, großteils an Studenten vermietet. Für sie ist der ca. dreiviertelstündige
Fußweg in die Stadt oder zum Bahnhof Rum wohl noch zumutbar. Die Orte eigenen sich für den
Besucher vor allem zum Flanieren. Die Stadteile sind stark durchgrünt. Die romantischen langsam
verfallenden Villen führen in ihren verwilderten Gärten einen Dornröschenschlaf.
Thaur ist weithin bekannt, als Zentrum des Tiroler Weinbaus. Die sonnigen Terrassenfelder bieten
optimale Bedingungen. Der „Thaurer Tropfen“ ist bis jetzt der einzige Süßwein, der in Tirol
nördliche des Alpenhauptkamms geerntet und gekeltert wird.
Absam besteht tatsächlich aus zwei Ortsteilen – einem kleinen ca. 300 Einwohner großen von
Föhrenwäldern umgebenen Flecken mit der Wallfahrtkirche und den ebenfalls zur Gemeinde
gehörenden Ausläufern der Stadt Hall.
Hall
Zwischen Hall und Innsbruck besteht ein Konkurrenzkampf. Hall war lange Zeit von einer
gewissen Wehmut erfüllt, die auf den Verlust der Vormachtstellung nach dem Ende des
Salzbergbaues zurückzuführen war. Immer wieder schien es so, als ob Hall sich größer gab, als es
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eigentlich war. Die Stadt, die mittlerweile Mils eingemeindet hat und auch mit der Gemeinde
Absam über die Eingemeindung weitere Flächen verhandelt, ist aber heute ein durchaus
ernstzunehmender Konkurrent von Innsbruck. Durch die Wiederaufnahme des Salzbergbaus vor
knapp 30 Jahren war man dann in der Stadt erleichtert, wieder zur alten Identität zurückgefunden
zu haben. Auch wenn der Salzbergbau nicht mehr die Goldgrube ist, die er einmal war, bietet die
Produktion doch eine angenehmes Auskommen für die Bevölkerung und der Stadt eine gute
Einnahmequelle.
Die Seitentäler um Innsbruck
Die Täler um Innsbruck kommen mit Ausnahme des Wipp- und Stubaitals für Tagesausflüge nicht
in Frage. Zu lange sind die Gehzeiten. Man muss hier zumindest drei Tage einplanen, um einen
brauchbaren Eindruck des Tales mitnehmen zu können und dieses auch räumlich zu erfahren. An
dieser Stelle seien zwei Tourenvorschläge beschrieben, die von Innsbruck aus gemacht werden
können.
Das Voldertal ist ein Seitental des Inntals östlich von Hall. Es war schon immer als Sommerfrische
beliebt – wenn auch einige Bergstürze in den letzten Jahren den Talboden stark in Mitleidenschaft
gezogen haben. Trotzdem ist das Tal vor allem im hinteren Abschnitt noch immer ein beliebtes
Wanderziel. Die Steinkasernalm im Talschluss wird als Sommerfrische betrieben. Es gibt aber auch
Tagesunterkünfte für Wanderer. Von Innsbruck aus fährt man mit der Straßenbahnlinie 6 und der
Patscherkofelbahn (Betrieb nur Mai bis Oktober!) an den Rand der Tuxer Voralpen. Von dort steigt
man zum Glungezerhaus auf, in dem man nächtigt. Am nächsten Tage steigt man in einer
eindrucksvollen Gratwanderung weiter bis zum Rosenjoch und von dort ab zur Gwann-Schafalm.
Man ereicht nach ca. 6 Gehstunden die Steinkasernalm. Der Abstieg erfolgt am nächsten Tag durch
das Voldertal – wobei man sich ab der Vorbergalm am oberen Almweg hält und diesen erst beim
Abzweig zum Naturfreundehaus verlässt. Weiter geht es dann vorbei an Volderwildbad in den
Schluchtabschnitt entlang des Stausees des Kraftwerks der Haller Stadtwerke nach Volders. Den
Bahnhof erreicht man nach ca. 7 Stunden Gehzeit. Der Bereich zwischen Volderwildbad und dem
Bahnhof Volders ist Bauhistorisch besonders reizvoll. Zwei mittelalterliche Burgen finden sich
nahe des Weges. Außerdem stehen in Volderwildbad, Volders und Baumkirchen Sakralbauwerke
des Welschtiroler Arztes und Barockbaumeisters Guarinoni.
Das Sellraintal ist seit jeher beliebtes Ziel für nicht enden wollende Sommerfrischen oder
Schitourenwochen im Spätwinter. Beeindruckend sind die ausgedehnten Gletscherschliffe im
Lüsener Tal oder bei der Kraspesspitze. Gries ist mit ca. 150 Einwohnern das Zentrum des Tals
und unterhält auch eine bescheidene Infrastruktur in Form zweier Hotels, die im Spätwinter und
Sommer geöffnet sind. Erreichbar ist Gries am besten vom Bahnhof Inzing aus in zwei
Tagestappen über die Inzigeralm oder vom Bahnhof Kematen aus über Tanneben und
Marendabach. Es verkehrt allerdings auch einmal wöchentlich (im Sommer!) eine
Stückguttransport in den Ort, der Reisende gegen geringes Entgelt mitnimmt. Da die Straße am
Talgrund aber oft unterspült wird, verkehrt dieser nicht immer verlässlich. Man sollte sich bei den
Botendiensten in Innsbruck vorher erkundigen. Im Winter muss man sich bei Schneelage ohnehin
auf ein eigenes Paar Schi verlassen. Die Wege ins Sellraintal werden nicht geräumt. Bei Tauwetter
ist oft kein Fortkommen möglich.
Einmal erreicht ist Gries aber ein guter Ausgangspunkt für mehrtägige Wanderungen ins
Hochgebirge und auch Überschreitungen ins Ötz- und Stubaital. Der Alpenverein betreibt mehrere
Hütten. Beachten muss man dabei allerdings, dass meist eigener Proviant mitzubringen ist.
Lediglich das Westfalenhaus verfügt durch Lebensmittelanlieferung mit einer Materialseilbahn
über Praxmar eine eigene Küche.
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Das Stubaital gliedert sich im wesentlichen in zwei Teile – die per Straßenbahn innerhalb ca. 1,5
Stunden erreichbaren Orte Telfes, Fulpmes und Neustift/Krössbach sowie die etwas abseits
liegenden Orte Schönberg und Mieders. Gerade die letzteren beiden seien aber an Herz gelegt,
wenn man eine ruhige Woche abseits des Großstadttrubels erleben will. Ländliche Stille, die nur
im Sommer vom Rauschen der Dreschmaschinen durchbrochen wird. Tatsächlich sind auch diese
Orte längst nicht so abgelegen, wie man denkt; so ist Mieders von Telfes aus auf eine gut
ausgebauten aber steilen Fußweg in einer knappen Dreiviertelstunde zu erreichen.
Der Industrieort Fulpmes mag auf den ersten Blick abschrecken. Tatsächlich ist er aber voll von
malerischen Winkeln und, bedingt durch den bescheidenen Wohlstand, den die Eisenindustrie
halten konnte, auch ein Gemeinwesen, dass einige bemerkenswerte Anlagen –wie zum Beispiel
den Stadtpark - aufweisen kann. Gemeinhin bekannt wurde der Ort durch die Errichtung der
ersten Moschee mit vier Minaretten und dem darauf folgenden Kirchturmwettbauen, dass sich
über ca. 20 Jahre erstreckte und dem Ort neben ein paar alten Schornsteinen eine
abwechslungsreiche Silhouette einbrachte. Die ethnischen Spannungen, die so ihre bauliche
Ausformung fanden sind mittlerweile abgeklungen und man sieht die Vergangenheit humorvoll.
Der gegenwärtige Bürgermeister, ein in fünfter Generation in Fulpmes lebender Kurde, ist
tatsächlich katholisch -während der örtliche Bauernbundobmann eingefleischte Mohammedaner
ist. Die Geschichte mit der vor einigen Jahren begonnenen Speckproduktion in Medraz ist schon
aufgrund dieser Konstellation ein immer wiederkehrendes Thema bei diversen
Faschingsdarbietungen. Vielleicht hat auch deshalb das Stubaital in einer völkerkundlichen Arbeit
die Bezeichnung „Tiroler Alpujarra“ erhalten.
Das wohl schönste Tal Tirols ist das viel besungene Wipptal, das sich von Innsbruck geradewegs
nach Süden bis Vipiteno erstreckt. Es steht hinsichtlich der ausgedehnten Lärchenwälder dem
Stubaital um nichts nach. Die Landschaft des Tales ist aber weitläufiger und sanfter. Endlose
Almflächen ziehen sich über die Bergkuppen zwischen Wipp- und Stubaital. Die Städte im Tal
sind zwar bedingt durch die Nähe der Brennerbahn zu Industrieorten angewachsen – das konnte
der Landschaft aber insgesamt nicht schaden.
Man betritt (oder befährt) das Tal durch das Tor der Europabrücke – eines Kolosses aus Stahl und
Beton, der sich stumm vom Talboden erhebt und nur während der Föhnstürme das vordere Tal
mit einem dumpfen Dröhnen erfüllt. die Brücke selbst ist gesperrt – wird aber von den
Einheimischen illegal als Verbindungsweg ins Stubaital genutzt; immerhin kann man so den
stundenlangen Weg nach Schönberg (das ja mit der Bahn nicht direkt erreichbar ist) von Igls
abkürzen.
Die Brücke markiert auch das Ende der Sillschlucht, die von Innsbruck bis dorthin reicht.
Anschließend wird der Talgrund allmählich breiter und freundlicher – dabei begleitet von den
einzeln stehenden Höfen an den terrassierten Talflanken. In den vor direktem Föhn geschützten
Lagen finden sich z.T. bis zum Brenner hinauf kleine Weingärten.
Das 60000 Einwohner starke Matrei besteht aus einer Altstadt mit markanten Türmen und einer an
der Flanke zwischen Wipptal und Navis bis auf eine Seehöhe von ca. 1600m hinauf terrassierten
Wohnsiedlung. Die Standseilbahn, die dort hinauf gebaut wurde, ist neben der dem
Ölschiefertransport dienenden Roßhüttenbahn in Seefeld die einzige noch in Betrieb befindliche
Standseilbahn Tirols. Sie eignet sich auch vorzüglich für Touren in die Tuxer Voralpen.
Im Wipptal erstreckt sich auf die folgenden 15km bis in die Fraktion Steinach und darüber hinaus
ein geschäftiges Gewerbegebiet.
Das Tal wird nun wieder enger. Bei St. Jodok vollführt die Bahn eine markante Kehrschleife um
auf die Passhöhe des Brenner zu kommen. Der kleine Ort hat auf diese Weise zwei Haltestellen
bekommen. St. Jodok/Schmirn und St. Jodok/Vals –Steckholzer. Die gleichnamigen Täler sind als
Sommerfrische recht beliebt, steigt doch das Thermometer hier sommers selten über 30°.
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In Gries liegt der Bahnhof weitab des alten großteils verlassenen Ortes. Immerhin wird die Kirche
noch gut gepflegt. Da aber die meisten Einwohner in Vipiteno, Matrei oder St. Jodok arbeiten ist
der Ort in den vergangen Jahrzehnten allmählich den Hang hinauf gewandert. Am Gegenhang
sieht man die Weiler von Nößlach und den Weg ins Oberbergtal. Die Seilbahn, die vom Bahnhof
dorthin führte, ist seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb.
Der Brenner selbst ist ein langes ebenes Tal, das von vier schnurgeraden Geleisen durchschnitten
wird. Es zeugt nichts mehr von dem Grenzbahnhof, der sich hier einmal befunden hat. Die auf
alten Bildern markant hervortretenden Flächen der Autobahn waren bereits früher verwunden.
Nach der letzten Haltestelle Brennersee braust man mit dem Zug ohne Halt bis Pfleres –vorbei an
friedlich im Hochtal grasenden Rindern und Schafen. Pfleres selbst – ein Bahnsteig und ein
Warthäuschen im ansonsten unbewohnten Tal, mehr ist dort nicht zu finden- es eignet sich
vorzüglich für Wanderungen ins Obernbergtal. Über das Portjoch gelangt man in kaum drei
Stunden zum Obernbergersee und nach einer weiteren Stunde in den idyllischen Ort Obernberg.
Bis Vipiteno, dem ca. 120000 Einwohner großen Hauport des südlichen Wipptals durchfährt man
wiederum eine Schluchtabschnitt, der sich von Colle de Isarco bis kurz vor die Tore der Stadt
erstreckt. Vipteno, das Pendant zu Matrei nördlich des Brenner ist ein kompakter Ort in einem
dafür umso weitläufigeren Talkessel, der von ausgedehnten Moorflächen beherrscht wird. Von
hier aus gelangt man in nur wenigen Stunden ins Val Passiria, oder nach Seldes ins hintere Ötztal
aber auch ins obere Zillertal (nach Tuszes oder Rio di Lanes). Das macht Vipiteno auch zu einem
wichtigen Tiroler Verwaltungssitz, da die erwähnten Täler von Innsbruck aus nur erschwert
zugänglich sind. Dementsprechend hat Vipiteno eine ähnliche Bevölkerungsstruktur wie
Innsbruck und dessen damit verbunden Probleme in kleinerem Maßstab. Obwohl (oder gerade
weil) Vipiteno von seinen engen Bindungen nach Italien in der Stahlversorgungskrise profitierte
und ähnlich wie Bolzano/Alto Adige oder Bressanone örtliche Bahnbetriebe in die Seitentäler
aufbaute, wurden von hier aus jegliche Bestrebungen zum Ausbau der Zillertalbahn oder der
Tumpener Bahn torpediert – fürchtete man doch den Verlust der Stellung des Ortes als
Verwaltungssitz zwischen Innsbruck und Bressanone. Die Zillertaler hatten aber ihre Bahn
glücklicherweise schon früher ins hintere Tal verlängert.
Wie bereits erwähnt sind die hinteren (südlichen) Teile des Ötztals von Vipiteno aus gut
zugänglich. Wir wenden uns nun dem nördlichen Abschnitt des Ötztales zu. Dieses ist von
Roppen aus über Sautens und Ötz mit der Tumpener Bahn erreichbar. Diese bemerkenswerte
normalspurige Bahn wurde durch schwieriges Gelände in einem knappen halben Jahr gebaut,
nachdem beim großen Bergsturz der Achwände die Ötztaler Ache oberhalb von Habichen
blockiert wurde. Um diese Gesteinmassen noch vor Beginn der Schneeschmelze aus dem
Schluchtabschnitt schaffen zu können und so den Abfluss der Ache bei der Schneeschmelze zu
ermöglichen, sollte mit der neuen Bahn das Material zur Deponie in die Bergsturzgebiete um
Roppen gebracht werden. Nach zwei Jahren war diese Arbeit getan – die Bahn, damals ein
Provisorium blieb in Betrieb und wurde sogar über Tumpen hinaus bis zum Beginn des
Umhausener Schwemmkegels verlängert. Der Rückstau der Ötztaler Ache hielt sich bedingt durch
einen extrem trockenen Sommer in diesen zwei Jahren Grenzen; lediglich Östermuhre wurde ca. 4
Monate lang überflutet. Die Höfe von Farst waren in dieser Zeit nur mit dem Boot erreichbar.
Die Bahnfahrt ist ein Erlebnis für sich. Man verlässt Roppen in westliche Richtung. der Zug
verschwindet in einem Kehrtunnel – und kurze Zeit später blickt man bei der ca. 60 m höher
gelegenen Station Mairhof bereits hinunter auf das Ortszentrum von Roppen mit seiner markanten
Kirche. Auf kurvenreicher aber flacher Strecke geht es nun durchs Sautener Forchet (man sieht
noch die tlw. überwachsenen Steindeponien) nach Sautens. Oberhalb des im Winter fast ganztags
im Schatten liegenden, aber idyllisch gelegenen Ortes fährt man vorbei. Die Station
Sautens/Ritzlerhof ist eine guter Ausgangspunkt für Wanderungen zum Piburger See. Es folgt nun
eine leichter Gefälleabschnitt in den Talboden von Ötz – dem touristischen Zentrum des äußeren
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Ötztales. Beim Bahnhof Achbrücke beginnt die Strecke nun erneut zu steigen. Nach drei engen
Kehren, die der Zug sehr langsam durchfährt und wo man viel Zeit hat, die Aussicht zu genießen,
fährt man in den Armelehntunnel (dieser wurde erst später fertiggestellt; Photos der alten
Brückekonstruktion kann man im Heimatmuseum Ötz bestaunen). Am Sandbichl vorbei erreicht
man die alte Talstraße – auf der die Bahn direkt auf dem mittlerweile zugewachsenen Asphalt
verlegt ist. Reste der alten Verladenanlagen sind kurz vor Tumpen zu sehen. In Östermuhre ist der
im Fahrplan so bezeichnete „vorläufige“ Endpunkt der Bahn – nun schon seit vierzig Jahren.
Umhausen ist von dort in einer knappen halben Stunde erreichbar. Eine weitere benötigt man zu
der wichtigsten Sehenswürdigkeit des Tales – dem Stuibenfall. Dieser liegt auch am Weg ins
mittlere Ötztal über den Mauslasattel bei Niederthai. Umhausen selbst ist bekannt für seine
Radonbäder, die medizinische Anwendung finden, in der Fachwelt aber umstritten sind.
Kurz nach dem Mauslasattel – beim Hohen Stein öffnet sich nach ca. vier Stunden Gehzeit von
Östermuhre aus der Blick auf das weite Längenfeld - einem beliebten Tiroler Sommerfrischegebiet.
Die Ruhe und Abgelegenheit haben schon Generationen von Städtern in diese Gegend gelockt, die
für die Tiroler Verhältnisse sehr weitläufig und, wenn man von ein paar verlassen Siedlungen in
Winklen und Lehn absieht, kaum bebaut ist. Altehrwürdige Hotels finden sich dort – u.a. ein bald
hundert Jahre alter Holzbau, der zwar ein wenig sanierungsbedürftig ist, aber noch immer den
Charme der großen touristischen Zeit Tirols versprüht.
In Längenfeld gibt es auch zwei Thermalbäder – im Sulztal auf der Ambergerhütte und direkt im
Ort eine große Badeanlage. Diese ist auch mit ein Grund, dass im Längenfelder Talboden ein
Heizkraftwerk betrieben wird, das mit Holz aus den umgebenden Wäldern versorgt wird.
Transportprobleme veranlassten die Gemeinde dazu, entlang der Ache eine Schlittenstrecke zum
Holztransport zu erreichten. Da jedoch die Reihe schneearmer Winter der letzten Jahre die
Betriebszeit der Anlage auf wenige Wochen beschränkte, erstellte man eine Lärchenholzbahn, die
später mit Stahlprofilen aus abgebauten Liftstützen verstärkt wurde, um ganzjährig Holz
transportieren zu können. Die „Längenfelder Pferdebahn“ ist mittlerweile zu einem
Markenzeichen geworden; auch wenn man in Tumpen noch immer davon spricht, irgendwann
einmal beiden Bahnen zu verbinden, wird das wohl so bald nicht der Fall sein. Die Pferdebahn ist
zu einem Markenzeichen geworden, dass man sich durch die Anbindung an die Hauptbahn nicht
vergällen lassen will. Die Pferdebahn führt von der Nösslachkapelle bis Huben – stets auf dem
Schutzdamm der Ache. Für Personenfahrten muss mit der Forst- und Thermenverwaltung
Längenfeld Kontakt aufgenommen werden.
Hinter Huben erhebt sich das Egg – der Grenzberg zum hinteren Ötztal. Eine halben Tag benötigt
der geübter Wanderer von dort aus bis nach Seldes. Der Weg führt großteils den Hang entlang, da
der Talboden unwegsam ist. Die Talstraße, die es hier einmal gegeben hat, ist zwar urkundlich
reich belegt – an Ort und Stelle glaubt man aber eher es handle sich um eine Sage.
Unweit von Jenbach, dem Zentrum der Tiroler Fahrzeugproduktion, öffnet sich der weite
Talboden des Zillertals. Seit fast 70 Jahren kann man mit einer Kleinbahn von Jenbach bis Rio die
Lanes fahren. Der Talboden des Zillertals wird beherrscht von den mächtigen Schotterbänken des
Ziller, die sich in den letzten Jahrzehnten durch die fortschreitenden Gletscherschmelze gebildet
haben. Die Bahn markiert großteils die Grenze zwischen den grünen intensiv landwirtschaftlich
genutzten Hängen und dieser Schotterwüste, die nur belebt wird von Wäldern aus Tamarisken
und Sommerflieder, die in diesem Boden ihr Auslangen finden. Die meisten Orte liegen im
vorderen Zillertal auf der orographisch linken Seite, an der auch die Bahn entlang führt. Fügen ist
der größte Ort in diesem Abschnitt – und vor allem ein Zentrum der holzverarbeitenden Industrie.
Dort werden auch Verbundwerkstoffe für den in Jenbach angesiedelten Fahrzeugbau produziert.
Schön ist der Ort ja nicht – und führt mit dem Raum Brixlegg das Prädikat „Tiroler Rotes Becken“.
Doch in den letzten Jahren hat sich viel zum guten gewendet, da die florierenden Industrien den
Orten zu Wohlstand verhalfen.
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Bei Zell werden die Seiten gewechselt. Der Hauptort Mayrhofen ist bekannt für seine
beeindruckenden Seilbahnen auf den Penken und auf den Ahorn, die jedoch nur im Sommer
täglich in Betrieb sind. Von Mayrhofen bis Rio die Lanes ist das Tal eine Kette von Laufkraft- und
Schotterwerken. In Rio die Lanes selbst öffnet sich dann aber die urtümliche Welt der Tuxer
Alpen. Tuszes oder Tux – der einsame Flecken auf dem Weg nach Vipiteno - ist der Geheimtipp
der Sommerfrischler und von Rio die Lanes in knappen zwei Stunden auf ebenem Weg erreichbar
(natürlich nur im Sommer).
Das größtenteils von lichten Buchen- und Birkenwäldern bedeckte und von kleinen Moorseen
durchsetzte Möserer Plateau reicht vom hoch aufragenden Wettersteingebirge bis zum Steilabfall
des Inntals. Obwohl die Gegend wirtschaftlich nur wenig Substanz hat, hielt doch die Hauptbahn
zwischen Innsbruck und München das Gebiet immer am Leben. Die manchmal recht strengen
Winter wecken die Erinnerung an die Zeit als Seefeld das Wintersportdorado Tirols war. Auch
heute noch verirren sich ein paar Unverbesserliche aus Innsbruck in solchen Wintern aufs Plateau
herauf und ziehen mit Langlaufschieren ihre Spuren im Schnee.
Heutiger Hauptort des Gebiets ist Reith (12000 Einwohner), das hoch über dem Inntal thront. In
Gießenbach und Scharnitz finden sich große holzverarbeitende Betriebe. Die
Holzplattenproduktion Gießenbach ist neben den Werken in Fügen und St. Johann der größte
Holzverarbeiter im Land. Dementsprechend stark ist auch der Güterverkehr auf der
Mittenwaldbahn, der allerdings vornehmlich in Richtung München läuft.
Seefeld ist vor allem bekannt wegen seiner Steinölproduktion und -verarbeitung, die allerdings im
Bereich des Hermelekopfes unschöne Narben in der Landschaft hinterlassen hat. Im Ort gibt es
eine altes Kurzentrum, in dem Steinölprodukte angewandt werden. Neben Seefeld gibt es
übrigens in Pertisau am Achensee eine ähnliche Anlage, die vom selben Unternehmen betrieben
wird. Daher ist auch auf den Gebindepackungen „Bächentaler Steinöl“ zu lesen.
Mitte dieses Jahrhunderts zog man in Erwägung die Steinölproduktion für Treibstoffherstellung
zu verwenden. Dazu waren aber die Grundstoffe zu unergiebig – weshalb es bei den
medizinischen Anwendung blieb. In Zusammenarbeit mit dem Molybdänbergbau Val Ses wird
aber eine Schmierölprodukt hergestellt (Molychtol) das in der Region starken Absatz findet.
Sonstiges Wissenswertes
Der Nößlacher Bär und andere Gesellen
Mit den politischen Umwälzungen vor der Jahrtausendwende in Osteuropa und den daraus
folgenden Kriegshandlungen im Balkan wurde die dort heimischen nicht unbeträchtliche
Bärenpopulationen bis nach Osttirol getrieben. War es das, oder die Ansiedlungsprojekte
zahlreicher damals tätiger Umweltschutzorganistationen (auch in Südtirol)? Jedenfalls war Meister
Petz ein nicht zu seltener Durchreisender im Raum Innsbruck. In die Geschichte ging dabei der
Nößlacher Bär ein, der das äußere Obernbergtal einen Sommer (vor ca. 15 Jahren) hindurch in
Angst und Schrecken versetzte. Zahlreiche verwüstete Wohn- und Wirtschaftsgebäude und auch
drei Tote säumten seinen Weg. Diese Vorfälle führten letztlich zu einer beispiellosen
Bärenhetzjagd, die ihren traurigen Abschluss bezeichnender Weise bei St. Georgenberg fand –
nahe des Ortes, wo schon einmal in „Tirols letzte Bär“ geschossen wurde.
So drollig die Gesellen sein mögen – so ist doch seitdem eine erleichtertes Aufseufzen durch Land
gegangen – da man nun auf Wanderungen nicht mehr gefasst sein musste, sich jederzeit und
jederorts tot zu stellen (denn das muss man können, will man nicht dem Bären als besonders
schmackhaft erscheinen).
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Trotzdem lauern in den Wäldern und Wiesen Tirols noch immer tierische Gefahren, die bedachte
Fortbewegung im Gelände notwendig machen.
Zwar tritt die Hornviper im Großraum Innsbruck allgemein noch selten auf. Die Sichtungen im
Bereich der Nordkette häuften sich aber in den letzten Jahre so, dass man nicht mehr von
einzelnen Exemplaren ausgehen kann, sondern, dass in manchen Ortsteilen, wie Mühlau, schon
ganzen Schlangengruben zu finden sein müssten.
Ungleich weniger eindruckvoll – aber nichtsdestotrotz gefährlich – ist die Malmignatte - eine
Giftspinne, deren Biss den einen oder anderen schon schmerzhafte Probleme bereitet hat. Sehr
„beliebt“ ist das Tier bei Dachdeckern, da es oftmals unter Dachziegeln oder nahe von
Fallrohreinläufen haust. Der normale Tourist wird eher nicht mit der Spinne in Berührung
kommen – doch sollte man nicht unbedacht in irgendwelche Mauerritzen hineingreifen.
Der Tunnel
Spricht man in Innsbruck vom „Tunnel“ – so meist mit spöttischen Unterton. Das Großbauwerk
führt von Kufstein bis nach Fortezza und war ursprünglich als Bahnstrecke geplant. Die Anlage
wurde zwischen 2000 und 2020 gebaut, auch großteils fertiggestellt und hätte den Warenverkehr
zwischen Deutschland und Italien von der damals noch in Betrieb stehenden Brennerautobahn auf
die Bahnstrecke verlagern sollen. Ob das so funktioniert hätte, weiß freilich heute niemand – denn
schon bei der Fertigstellung des Tunnels war das Verkehrsaufkommen auf der Brennerautobahn
auf einen Bruchteil der beobachteten Frequentierung bei ihrer Eröffnung um 1960 gesunken.
Heute liegen die Anlagen verlassen da – obwohl die Brennerbahn, eine private Gesellschaft, an
sich finanziell sehr gut da steht. Sie ist nämlich bedingt durch die zur Trasse gehörenden Flächen
einer der größten Grundbesitzer in Tirol. Die Einnahmen durch Vermietung von Tunnels als
Lagerräume sind beträchtlich. Außerdem ist der Betrieb der größter Stahlbesitzer in Tirol – man
verkauft sozusagen in Meterware die eigene Strecke (auch z.B. für die Tumpener Bahn). Die
Brennerbahn hat auch im Lauf der Zeit viele Flächen ihrer vormals schärfsten Konkurrenten (ein
Kampf der nie richtig ausgefochten wurde) erworben – so ist z.B. der erwähnte Amraser
Weinkeller erst vor wenigen Jahren tatsächlich von der Brennerbahn in den Besitz der
Genossenschaft übergegangen.
Die Verwaltung des Betriebs ist in der ehemaligen Bundesbahndirektion im Saggen untergebracht.
Die Tintenburg sei – so der Volksmund – Aufbewahrungsort für manche hoch qualifizierte aber
schwer vermittelbare Söhne und Töchter aus gutem Hause. Man verwaltet eine Erbe, das viel Geld
abwirft und durch die gute Bauqualität auch noch lange tun wird.
In letzter Zeit werden aber Stimmen laut, die fordern, das Bauwerk endlich seiner eigentlichen
Bestimmung zuzuführen, da die Zugfrequenz auf der Brennerbahn wieder stark anwächst. Die
beschaulichen Zeiten ruhiger Verwaltung werden wohl bald vorbei sein und man wird dann
wieder an die heldenhaften Gründungstage des Vorhabens anknüpfen dürfen oder müssen.
Föhn
Wenn sie in Innsbruck beinahe von einem Fuhrwerk überfahren werden und sich anschließend
eine Schipftirade statt einer Entschuldigung anhören müssen; wenn sie vom Kaufmann
angeschnauzt werden –noch bevor sie ihre Wünsche kundtun konnten – dann könne sie mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen – dass sich irgendwo (zumindest in höheren
Luftschichten) der Föhn, der warme Fallwind aus den Mittelmeergefilden ankündigt. Hat er
richtig eingesetzt, bläst er manches um – und es riecht in der ganzen Stadt nach Meer.
Wahrscheinlich ist in Innsbruck immer Föhnlage – wie erfahrene Reisende berichten – oder aber
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das Wesen (siehe „Verständigung“) der Innsbrucker wurde dadurch einfach nur so geprägt.
Betrachten sie das als regionale Eigenart – keinesfalls jedoch als Böswilligkeit. Tatsächlich hat
nämlich die Zahl der Föhntage in Innsbruck über die Jahre abgenommen während z.B. Nordföhn
in Südtirol häufiger zu spüren ist.
Allgemeines
Die beste Reisezeit
Der Sommer in Innsbruck ist, heiß, sehr heiß – und wird daher von Einheimischen gleichermaßen
wie Besuchern gemieden. Wohl dem, der der Stadt den Rücken kehren kann und die „Hundstage“
von Ende Mai bis Mitte August in höheren Gebirgsregionen verbringen kann. Da zieht es aber
nicht nur die Innsbrucker hin – sondern auch Münchener und Bolzaner. Dementsprechend lebhaft
geht es dann in den hinteren Tälern zu, während die Stadt herunten erst bei sinkender Sonne zum
Leben erwacht. Obwohl die Stadt in dieser brütenden Hitze nicht sehr besuchenswert erscheint, ist
doch ein sommerlicher Stadtrundgang mit der richtigen Ausrüstung (Sonnenhut, Wasserflasche)
ein Genuss – sieht man doch die Straßen unbevölkert und damit die Architektur ungestört vom
städtischen Treiben.
So ist also dem durchschnittlichen Besucher vor allem die Übergangszeit ans Herz zu legen. März,
April und früher Mai – wenn die Sommerhitze noch nicht zu stark angeschlagen hat und das
launische Februarwetter abgeklungen ist, sind neben September und November die besten Monate
für einen Besuch in Innsbruck. Der Föhnmonat Oktober kann sehr schön sein –im gleichem
Ausmaß beweist sich aber auch das Gegenteil.
Der Alltagstrott hat die Stadt in den Übergangszeiten wieder voll im Griff. Somit sind alle
wichtigen Einrichtungen offen und zugleich Freizeiteinrichtungen in Betrieb. Die meisten
Berghütten sind auch bis Ende Oktober - manchmal sogar in den November hinein - geöffnet.
Die Wintermonate (siehe auch „Winter in Innsbruck“) zeichnen sich mit Ausnahme des Februar
durch eher wechselndes aber mildes Wetter aus. Rau wird´s oft erst im Februar, wenn der Winter
häufig einen kalten und schneereichen Abschiedgruß in die Ausläufer des Sommers schickt.
Wie kommt man hin
Nimmt man die Bahn, so erreicht man Innsbruck binnen einer Tagesreise von allen größeren
europäischen Zentren. Will man in die Täler um Innsbruck, so muss man ein bis drei Tage mehr
einplanen.
Zu Fuß ist Innsbruck von München relativ bequem über den Achenpass in drei Tagesmärschen zu
erreichen.
Die direkte Anreise mit dem eigenen Wagen ist selbst für die wenigen, die es sich leisten können,
nicht anzuraten. Der Straßenzustand ist vielerorts so, dass lange Verzögerungen durch Umwege
eintreten können. Im Raum Münster existiert seit Jahren nur die Eisenbahn als Wegverbindung.
Zudem ist für die besseren Straßen oftmals Wegegeld zu entrichten. Zwar ist es möglich
beschädigte Fahrzeuge in Tirol zu reparieren. Mit Ausnahme elektrisch getriebener Geräte ist es
aber nicht möglich Treibstoffe in den dafür notwendigen größeren Mengen im Handel zu
erhalten. Wasserstofftankstellen gibt es nur bei den Helikopterstützpunkten, wie z.B. in Matrei
oder Innsbruck.
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Beachten sollte man auch, dass hier, wie andernorts in Europa eine Betriebsgenehmigung für das
Fahrzeug außerhalb des Zulassungskreises notwendig ist und dafür empfindlich hohe Einsätze zu
zahlen sind. Da Tirol aus 15 Zulassungskreisen besteht ist somit eine Reise mit dem eigenen
Fahrzeug sehr aufwendig.
Unterwegs in Innsbruck
Im Gegensatz z.B. zu Salzburg oder Rosenheim verfügt Innsbruck über ein erstaunlich gutes, aber
z.T. etwas hastig gebautes und stellenweise stark überaltertes Verkehrsnetz. Letzteres ist allerdings
wohl typisch für die Städte Westeuropas. Die Intervalle sind aber auch in der Nacht sehr dicht.
Lediglich am Sonntag Vormittag verkehren nur in den frühen Morgenstunden Kurse.
Dort wo keine Bahn hingeht, muss man sich natürlich auch in Innsbruck und Umgebung auf lange
Fußwege einstellen. So ist Tulfes ähnlich weit von Innsbruck entfernt, wie Telfes im Stubaital.
Während man Telfes aber in knapp einer halben Stunde erreicht, muß man nach Tulfes übers
Mittelgebirge ungefähr zweieinhalb Stunden veranschlagen. Vom Bahnhof Hall-Münzerturm aus
über den Angererweg ist es zwar kürzer – aber sehr steil.
Immerhin lässt sich im Stadtgebiet einiges mit dem Fahrrad erledigen. Die Straßenbeläge sind
durchwegs glatt – aber nicht immer staubfrei. Durch die vielen Alleepflanzungen ist das aber
selbst bei den trockenen Innsbrucker Frühsommern kein Problem.
Pferde sind im Stadtgebiet nicht so gern gesehen – verfügen doch die meisten Einrichtungen der
Stadt keine Möglichkeiten zur temporären Unterbringung. Für einen Ausflug nach Tulfes oder auf
den Volderberg ist es für den der´s kann jedoch die erste Wahl - zumal es den Fußweg erheblich
verkürzt. Pferde- und Maultierverleihe gibt es beim städtischen Bauhof Rossau oder unweit der
Kranebitter Innbrücke. Achten sie jedoch darauf, dass die Tiere unter Umständen wetterfühlig
sind und daher Ausritte bei Föhn ein besonderes Erlebnis werden können.
Winter in Innsbruck
In Innsbruck heizt man im Gegensatz zu den meisten südeuropäischen Städten die Wohnräume.
Kalte Füße bekommt man also selbst im Winter selten. Meist wird – wie in den meisten
Nordeuropäischen Städten üblich – mit Kollektoren temperiert und mit Kohle oder Holz zu
geheizt. Die Luftqualität ist in Innsbruck trotzdem gut – wie auch der historische Vergleich zeigt:
War im mittleren Inntal um 2015 die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen
Luftschadstoffbedingt bei ca. 69 Jahren, so liegt sie heute wieder bei den Werten der
Ururgroßvätergeneration und darüber. Innsbruck ist nicht zuletzt so gewachsen, weil die hohe
Lebenserwartung die Menschen lockt.
Auf was man im Winter – oder besser zu Ende des Winters gefasst sein muss – ist die im Alpen
und Voralpenraum übliche „Schneeruhe“ die bei den gelegentlichen starken Schneefällen das
öffentliche Leben für bis zu einer Woche zum erliegen bringt. Relativ schnell in Gang gebracht
werden in solchen Fällen jedoch Rodelbahnen und ähnliche Einrichtungen für die kurzen
winterlichen Vergnügungen. Die Mittenwaldbahn fährt z.B. bei jedem Wetter.
Das Eislaufen, das in Nordsibirien so beliebt ist, ist im Raum Innsbruck in strengeren Wintern am
Mutterer See oder am Möserer Plateau möglich – tragfähige Eisdecken ergeben sich allerdings nur
wenn sich einen Monat eine Außentemperatur unter 0 Grad hält. Erkundigen sie sich daher bitte
zuvor bei den Einheimischen, ob man eine Partie wagen sollte. Die Zahl der Unfälle ist nämlich in
dieser Disziplin stark steigend.
Essen
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Während die gefüllte Bärenblutwurst schon längst von den Speisekarten des Wipptales
verschwunden ist, haben sich viele andere traditionelle Gerichte halten können. Innsbruck ist zwar
ein Schmelztiegel Tiroler, bayrischer und mediterraner Küche und der durchschnittliche
Innsbrucker ist wohl mehr Pasta als Graukäse; trotzdem soll hier den lokalen Besonderheiten
besonders Augenmerk gelten.
Der Graukäse wird gerade auf den Almen um Innsbruck in großen Mengen produziert.
Kaspressknödel sind praktisch bei keiner Jausenstation mit angeschlossener Alm zu umgehen – ja
oft wird das als einziges angeboten. Auf den Hochgebirgsalmen (meist Yailas genannt) des
Sellraintales oder anderer Seitentäler überwiegt hingegen die Schafkäseproduktion. Meist wird
dort zur Stärkung des Wanderers eine Scheibe des würziges in Salzlachen gereiften Käses mit
Thymian und Zwiebel – oft auch mit Welschtiroler Olivenöl gereicht.
Neben den üblichen Milchprodukten wie Buttermilch oder Molke (letzteres wird in Tirol
eimerweise in Verbindung mit Ribisel- oder Holundersaft vertilgt) gibt es noch etliche
Nischenprodukte – die jedoch für den Gast als ungeniesbar einzustufen sind.
Tiroler Speck ist und bleibt eine wesentliches Identitätsmerkmal des Landes. Neben dem
traditionellen Schweinspeck sind andere Fleischarten (Rind und Lamm) bedingt durch die
kulturellen Veränderungen in großer Menge im Angebot der örtlichen Betriebe. Auch die
Zubereitungsart hat sich verändert. Das traditionelle Rauchen wird zwar immer noch praktiziert –
doch die Luftselchung ist im Vormarsch – und damit feiner Geschmacksrichtungen.
Die Getränkepalette ist der Lage entsprechend umfassend. Holler und Ribiselsäfte werden saisonal
ausgeschenkt. Die Produktion von Maulbeersaft ist in den letzten Jahren stark angewachsen. Für
den Hausgebrauch findet sich auch da und dort bereits ein Zitronenhain. Apfel- und Birnenmost
wird eher östlich von Innsbruck (ab Wattens) gereicht, da dort die Hauptanbaugebiete liegen.
Sowohl heimische Rot- als auch Weißweine sind in allen Gasthäusern zu bekommen. Wein wird in
Tirol üblicherweise mit Wasser zum Verdünnen serviert. Man trinkt Wein mit Ausnahme von
Süßwein nie unverdünnt.
Im Sommer ist die traditionelle Beschäftigung aller Tiroler Familien das Wochenendweise
Moosbeersammeln im Hochgebirge. Die vitaminreiche Beere wird in der Alminde, also den der
Allgemeinheit zugänglichen Wald- und Ödflächen, geerntet. Auch als Gast darf man pflücken – sie
sollten jedoch stets Respektabstand zu anderen Gruppen halten, um handgreifliche
Auseinandersetzungen zu vermeiden.
In stärkerem Maß gilt das noch für das Sammeln von Pilzen. Dieses ist denn auch amtlich geregelt
– und man muss daher beim örtlichen Gemeindeamt die zugelassenen Erntezeiten und Ernteorte
erfragen.
Jagd und Fischerei hingegen ist – wie in ganz Europa – gemeinfrei. Das bedeutet, dass jeder, der
im Besitz einer gültigen Waffenkarte ist, in der Jagdsaison im nicht eingezäunten Gelände jagen
darf. Es gibt allerdings allgemein zugängliche Gebiete, in denen die freie Jagd gänzlich untersagt
ist – wie z.B. die Wälder rund um Innsbruck.
Verständigung
Wenn sie wirklichen Kontakt mit den Einheimischen suchen und eher zart besaitet sind, sollten
sie in Innsbruck und seine Bewohner keine allzu große Erwartungen setzen. Eine morgendliche
Fahrt mit der Straßenbahn zeigt meist mürrisches Volk – und das trotz des gerade hier in
Innsbruck oft schönen Wetters.
Die Menschen von Auswärts, die im Zuge ihrer Ausbildung einer längere zeit in Innsbruck
verbracht habe, können ein Lied davon singen. In Tirol ist man erst einheimisch, wenn man
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zumindest drei Generationen dort wohnt. Das gilt aber gemeindebezogen. Tragisch dabei ist, dass
selbst die, die noch nicht einmal die erforderliche Generationenanzahl auf dem Buckel haben,
ähnlich abweisend mit Neuankömmlingen umgehen. Wenn man aber genau hinsieht, merkt man,
dass dieser Umgang auch unter den Eingeborenen selbst üblich ist. Insofern ist diese Stadt eine
Stadt der Einzelgänger und jeder unbekannte Miteinwohner ein Neuankömmling. Sollte sie den
Dialekt schnell verinnerlichen und ihn mit mürrischen Verhalten paaren können, bestehen daher
für sie gute Chancen für einen Einheimischen gehalten zu werden. Dann ist es am ehesten
möglich, im Gegenüber den Menschen hinter der etwas eigenartigen Schale zu erkennen.
Epilog
Innsbruck ist ein Ort unter dessen Eigenheiten die eigenen Bewohner oft ziemlich leiden. Der
Außenstehende wird sich über diese Eigenheiten aber kaum wundern, da sie ihm kaum bewusst
werden. Wenn es nun hie und da in diesem Büchlein möglich war, eine kurzen Blick durch andere
für den Reisenden nützliche Informationen auf diese Gefühlswelt zu werfen, so ist der Zweck
schon erfüllt. Ich wünsche Ihnen jedenfalls eine schöne Zeit bei ihrem Aufenthalt in Innsbruck –
und die Möglichkeit noch manches andere zu erleben, was hier nicht niedergeschrieben ist.
Valentin Karnesbacher, Innsbruck 2091
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Sonntag, 8. Februar 2009
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